Um diese Doppelnatur jeder Entität zu betonen, hat Koestler die Bezeichnung "holon" vorgeschlagen, abgeleitet vom griechischen holos = das Ganze, und mit der Endung on, die - wie in Proton oder Neutron - an einen Partikel erinnern
soll.132Vgl. Koestler 1981: 48.
Allerdings ist vermutlich auch diese Metapher nicht unbedingt adäquat. Es geht bei der dualen Betrachtungsweise weniger um die Entitäten, als vielmehr um die Relationen zwischen ihnen; wenn von einem Ausgangspunkt die Rede sein soll, dann müssen diese ihn darstellen. Entitäten bringen zwar von Haus aus gewisse Eigenschaften mit, werden aber zu dem, was sie schlussendlich sind, erst durch ein Zueinander-in-Beziehung-Treten. Gleichzeitig ergibt sich daraus etwas Übergeordnetes, das mehr als die Summe der Teile ist, ein Ganzes mit neuartigen (gegenüber den Teilen) emergenten Eigenschaften, die über ein rückwirkendes kausales Vermögen verfügen. Die relationale Grundlage des neuen Weltbildes äussert sich im Bereich der Wissenschaft in entsprechend orientierten Theorien. Ein gutes Beispiel aus der Soziologie ist die Theorie der Strukturation der Gesellschaft von Anthony Giddens (vgl. 2.2 in "Kulturelle
Evolution").133Siehe Anthony Giddens 1988.
Ein Mensch interagiert mit andern Menschen oder mit Elementen der biophysischen Umwelt so, dass seine Handlungen gleichzeitig übergeordnete Strukturen (Regeln) reproduzieren. Im Bereich der Psychologie werden entsprechende Auffassungen als "transaktional" bezeichnet. Irwin Altman und Barbara Rogoff beschreiben die Situation so: