Lebensstil: Insofern der Begriff der Lebensqualität immer noch stark den Versorgungs- und Verfügbarkeitsaspekten verhaftet ist, soll das Konzept des Lebensstils eine weitere Ausweitung bewerkstelligen. Diese bezieht sich auf das eigene Dazutun, auf die eigenverantwortliche, an differenzierten Wertmassstäben und Lebenszielen ausgerichtete Lebensführung, die so als eine mehr oder weniger erfolgreiche Strategie zur Optimierung von Lebensqualität gesehen werden
kann.4In einem sehr lesenswerten Artikel aus philosophischer Sicht versteht Gerhard Huber schon den Begriff der Lebensqualität eher in einem solchen bzw. noch in einem umfassenderen Sinne als das, was ein wesensgemässes Leben des Menschen ermöglicht (siehe Huber 1976).
Nach Katrin Gillwald ist es bezeichnend, dass das Lebensstil-Konzept gerade in liberalen Wohlstandgesellschaften entstanden ist, zu deren wesentlichen Errungenschaften die Freiheit individueller Daseinsgestaltung zählt. Diese Freiheit ist aber nicht unbegrenzt, denn die Existenz von Gesellschaft bedeutet grundsätzlich ja immer eine bestimmte Ordnung mit einschränkenden Bedingungen. Somit können Lebensstile als “Arrangements zwischen persönlichen Lebenszielen und äusseren Rahmenbedingungen” gesehen
werden.5Katrin Gillwald 1996, 83.
Im “Lexikon zur Soziologie” wird der Lebensstil als “ein Mittel der (sub-)kulturellen Einbindung und eine Form der Selbstpräsentation”
gesehen.6Fuchs-Heinritz u.a. 1995, 394.
Mit dem Stichwort der “Lebensführung” ist im übrigen auch angedeutet, dass das Lebensstil-Konzept über die Beschreibung von Zuständen (wie sie von “Lebensstandard” und “Lebensqualität” geliefert werden) hinaus das Prozesshafte, das auf Zeit Angelegte und auch auf die Zukunft Gerichtete betonen möchte. Mit Lebensführung ist “allgemein die Formung des eigenen Lebens im Hinblick auf Ziele, normative Werte, religiöse Überzeugungen usw., wie sie sich auch in alltäglichen Handlungen kundtut”
gemeint.7Fuchs-Heinritz u.a. 1995, 392.
Erinnern wir uns als Beispiel an die von Max Weber postulierte, ein arbeitswilliges Leben motivierende “protestantische Ethik” (vgl. 2.4.6 in “Ökonomisches”).