Druckversion  ·  Kontakt

Lebensstil

Lebensstil

1. Begriffliches: Lebensstandard, Lebensqualität, Lebensstil
2. Gesellschaftliche und psychologische Hintergründe
2.1 Einheit und Vielfalt, Freiheit und Zwang
2.2 Werte
2.3 Bedürfnisse
3. Überlegungen zu einem neuen Lebensstil
3.1 Vom Haben zum Sein
3.2 Zur Möglichkeit eines Wertwandels
3.3 Das Kriterium der Nachhaltigkeit
4. Die biophysische Beurteilung von Lebensstilen
4.1 Das Konzept des ökologischen Fussabdrucks
4.2 Das Konzept des Umweltraums
5. Von unten her kommen wir in Bewegung
5.1 Der "Global Action Plan" (GAP)
Der Global Action Plan (GAP) wurde als Organisation 1990 in den USA gegründet. In kurzen Abständen schlossen sich folgende Länder an und gründeten entsprechende nationale Organisationen: USA, Niederlande, Norwegen, Schweden, England, Finnland, Dänemark, Belgien (Flandern), Irland, Polen, Spanien und die Schweiz (1993 mit Hilfe von WWF). Es ist das Ziel von GAP, zu zeigen, wie auf der Ebene der Haushalte Lebensstilvereinfachungen nach dem Kriterium der Nachhaltigkeit möglich sind.1
Vgl. Global Action Plan 1996.
Dazu werden Programme aufgestellt, die eine Gruppe von 5-8 Haushalten während einiger Monate durch einen einfachen, strukturierten Ablauf von Handlungen führt. Ein derartiges Programm stützt sich auf drei Säulen:2
Nach Global Action Plan1996, 5.
1
Konkrete Handlungsvorschläge: Diese sind in die sechs Themenbereiche Abfall, Wasser, Energie, Mobilität, Konsum und Weitergeben gegliedert. Aus 100 Vorschlägen wählen die Teilnehmenden diejenigen aus, die sie im eigenen Haushalt umsetzen möchten;
2
Aktive Begleitung und Beratung der Teams: Zur Verfügung steht ein Handbuch, das an schweizerische Verhältnisse angepasst ist.3
Siehe Global Action Plan 1997.
GAP bietet eine Betreuung durch Personen an, die selbst bei früheren GAP-Teams mitgemacht haben;
3
Feedback, das Sammeln und Rückmelden der Resultate: Die Teilnehmenden messen zu Beginn und am Schluss des Programms ihren Verbrauch und erhalten so ein Bild über die Auswirkungen ihrer Lebensstilvereinfachung. Die Ergebnisse werden von GAP zusammengetragen, mit internationalen Daten verglichen und den Teilnehmenden übermittelt, womit ein motivierender Informationskreislauf unterhalten wird.
Als Stärken des Programms gelten:4
Nach Global Action Plan 1996, 5.
1
Die durch die Lebensstilvereinfachung bewirkte Umweltentlastung kann gemessen werden;
2
An die Stelle von noch mehr Informationen über mögliches umweltgerechtes Handeln treten wirkliche Taten;
3
Es gibt langfristige Verhaltensänderungen: Erfahrungsgemäss halten die erprobten Veränderungen der Teilnehmenden über die Dauer des Programms hinaus an und verstärken sich zum Teil sogar;
4
Es entsteht ein Engagement für Umweltanliegen, indem fast die Hälfte der Teilnehmenden die Anliegen des Programms über den eigenen Haushalt hinaus in die Nachbarschaft, in die Gemeinde oder an den Arbeitsplatz trägt oder aber sich zusammen mit GAP für die Bildung neuer Teams einsetzt;
5
Das Programm hat einen attraktiven ökonomischen Aspekt, indem es konkrete finanzielle Einsparungen zur Folge hat;
6
Die Nachbarschaftskultur wird gefördert, denn der Einbezug von Nachbarn in ein gemeinsames Team steigert Lebensqualität im eigenen Umfeld.
Nach den Ergebnissen der bisherigen über 130 GAP-Teams in der Schweiz, die rund 800 Haushalte und 2500 Personen betrafen, resultiert für einen durchschnittlichen Schweizer Haushalt die in Tab.7 aufgeführte Umweltentlastung.
Tabelle 7: Durchschnittliche umweltbezogene Veränderungen in den bisherigen GAP-Haushalten (nach Global Action Plan 1996, 11)
Kategorie
Veränderung in %
Anfallender Kehricht
–17
Wasserverbrauch
–13
Energieverbrauch (in kg CO2)
–7
CO2-Ausstoss im Verkehr
–12
Konsum von Bioprodukten
+30
Eine Frau, die mit ihrer Familie in einem solchen GAP-Team mitgemacht hat, schildert ihre Erlebnisse wie folgt:
Wasser: Ein Trennsystem für Regen- und Trinkwasser können wir in unserem Mietshaus nicht verwirklichen. Aber wir bestellen den Sanitär, weil wir das Regenwasser direkt in den Garten, in ein Fass, leiten wollen. Und an allen Hahnen und der Dusche montiere ich Mengen-Konstanthalterdüsen. Damit sparen wir ganze 40% des Wasserverbrauchs! Beim Kochen gebe ich kein Öl mehr ins Spaghettiwasser (ein Tropfen verschmutzt 10 Liter Wasser) - und sie kleben trotzdem nicht. ...
Abfall: Kompostieren und Abfall getrennt sammeln funktioniert in unserer Familie gut, auch bei den Kindern. Schwieriger wird es, wenn ich Produkte mit schlechtem Verpackungsmaterial meiden will, die den Kindern so gut schmecken ... verrückt, dass ein simpler Getränkekarton für Eistee auf der Mülldeponie rund 400 Jahre braucht, bis er verrottet; ...
Energie: In unserer Villa “Durchzug” verpufft sehr viel Heizenergie. Glücklicherweise sind unsere Hausbesitzer jetzt, nach 11 Jahren, bereit, Fenster und Türen zu ersetzen und das Dach zu isolieren ... Seit ich beim Waschen nur noch 40- und 60-Grad-Programme ohne Vorwaschen benütze und kaum mehr bügle, spare ich nicht nur Waschpulver, sondern auch jede Menge Wasser, Energie und Zeit.
Mobilität: In diesem Bereich sind wir schon fast vorbildlich; wir haben kein Auto. Den Weg zur Arbeit legen wir mit dem Velo zurück. In unserer Freizeit sind wir mit öffentlichen Verkehrsmitteln unterwegs ...
Konsum: Ich kaufe deutlich mehr Bioprodukte ein. Das wesentlich erweiterte Angebot an Knospen-Signet-Produkten des COOP kommt mir da entgegen. Die wöchentliche Lieferung biologischer Nahrungsmittel - Gemüse, Früchte, Eier, Quark, Honig - direkt vom Brüglingerhof reduziert unsere Einkäufe erheblich, und die Produkte ab Hof sind billiger als im Bio-Laden. Die Kinder essen zwar wenig Gemüse - aber wenn ein Rübli nicht vom Brüglingerhof ist, rümpfen sie die Nase. ...5
Isa Degen-Noptz 1997.
GAP hat festgestellt, dass ein unsystematisch und zufällig über das Land gestreutes Programm weniger Wirkung hat als wenn es in die lokalen Strukturen von Gemeinden eingebun¬den wird. Deshalb liegt der Schwerpunkt seit 1995 auf der Partnerschaft mit teilnahmewilligen Gemeinden. Die erste war 1996 Ittigen im Kanton Bern.6
Vgl. Jürg Schmid 1997.
Ab Herbst/Winter 1997 wird auch ein speziell für Kinder adaptiertes Programm angeboten, das Schulen und Gemeinden zur Verfügung steht. Ebenso ist ein Programm für den Arbeitsplatz in Vorbereitung.
GAP legt keinen Wert auf ein “grünes Image”. Im Klartext heisst dies: Die Organisation möchte vermeiden, dass ihre Programme mit umweltpolitischen Aktionen oder “alternativem” Gedankengut assoziiert werden, denn ihr Anliegen ist weder politisches Lobbying noch Be¬wusstseinsbildung, sondern ganz einfach und pragmatisch die Förderung und Unterstützung konkreten Handelns.7
Vgl. Global Action Plan 1996, 15.
5.2 Die Volksinitiative zur Verkehrshalbierung des Vereins "umverkehR"
Zitierte Literatur