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Ökonomisches

Ökonomisches

1. Begriffliches
1.1 Zum Begriff der Ökonomie
1.2 Zum Begriff der Arbeit
1.3 Zum Begriff des Kapitals
2. Formen der Arbeit
2.1 "Arbeit" in archaischen Wildbeutergesellschaften
2.2 Arbeit in den politischen Sklavenhalter-Gesellschaften der Antike
2.2.1 Landwirtschaftliche Arbeit als kultische Handlung
2.2.2 Die mehr oder weniger natürliche Arbeitsteilung: Handwerk und Frauenarbeit
2.2.3 Sklavenarbeit
2.2.4 Die Geringschätzung der manuellen Arbeit
2.3 Arbeit in den politischen Feudalgesellschaften des Mittelalters
2.3.1 Die Leibeigenschaft
2.3.2 Die bäuerliche Arbeit
2.3.3 Handwerkliche Arbeit und Zunftwesen
2.3.4 Die Rehabilitierung der Handarbeit
2.4 Arbeit im Industriekapitalismus der neuzeitlichen ökonomischen Gesellschaft
2.4.1 Transformation der Landwirtschaft und Heimindustrie
Betrachten wir den Fall England, wo ja die industrielle Revolution zuerst eingesetzt hat. Hier war ein wesentlicher Faktor ein relativ plötzlich einsetzendes Wachstum der Bevölkerung (dessen Ursache nicht klar ist), nachdem deren Grösse über Jahrhunderte mehr oder weniger stagniert hatte. Um 1700 hatte Grossbritannien 6,5 Mio. Einwohner, im Jahre 1801 (damals fand die erste Volkszählung statt) bereits über 10,5 Mio. Und in der darauffolgenden Zeit vergrösserte sich die Bevölkerung jeweils um fast 16% pro Jahrzehnt.88
Siehe Christopher Wright 1972, 18-19.
Ein zweiter, spezifisch englischer Faktor war zwar mit einer Transformation der Landwirtschaft verknüpft, aber einer, die nicht so sehr eine Produktivitätssteigerung betraf, sondern vielmehr eine Änderung der Produktionsrichtung. Dieser Vorgang begann schon früh, nämlich in der Tudorzeit des 15. Jh., Fuss zu fassen: Offene Felder und Gemeindeland wurden zusehends eingehegt, d.h. durch Hecken abgegrenzt.89
Im Englischen spricht man von enclosures.
Dort, wo der Ackerbau weitergeführt wurde, konnte dies zwar tatsächlich in Produktionsverbesserungen resultieren, aber dies war nur zum Teil der Fall, weil es bei diesem Vorgang hauptsächlich um eine von den Grossgrundbesitzern vorgenommene Umwandlung des Ackerlandes in Schafweide ging. Der Grund lag in den damals hohen Wollpreisen, die die Wollproduktion gewinnträchtig erscheinen liessen. Die sozialen Kosten dieses Vorgangs waren aber enorm: Viele Bauern verloren ihre Lebensgrundlage, ganze Dörfer verschwanden, es entstand ein landloses Proletariat. Dazu Karl Polanyi:
Die Einfriedungen sind zutreffend als eine Revolution der Reichen gegen die Armen bezeichnet worden. Die Lords und Adeligen erschütterten die soziale Ordnung, brachen altes Gesetz und Sitte, manchmal mit Gewalt, häufig durch Druck und Einschüchterung. Sie beraubten buchstäblich die Armen ihres Anteils am Gemeindeland, rissen die Häuser nieder, die die Armen nach bis dahin niemals gebrochenem Gewohnheitsrecht als ihr und ihrer Nachkommen Eigentum betrachtet hatten. Die soziale Struktur wurde zerbrochen, verwüstete Dörfer und die Ruinen menschlicher Behausungen bezeugten die Grausamkeit, mit der die Revolution wütete, ... die Bevölkerung quälte und sie von ehrlichen Landleuten in eine Horde von Bettlern und Dieben verwandelte.90
Polanyi 1977, 55.
Allerdings hatte diese Entwicklung nicht sofort drastische Konsequenzen. Zunächst fand noch eine gewisse Kompensation statt, indem schon in der zweiten Hälfte des 15. Jh. eine Woll-Heimindustrie entstand, die neue Beschäftigungsmöglichkeiten bot. Für deren Entwicklung waren kapitalkräftige Kaufleute verantwortlich, die sie als rein kommerzielles Unternehmen organisierten und dabei kein grosses Risiko eingingen, da ja noch keine teuren Fabrikanlagen notwendig waren. Das ganze funktionierte nach dem sog. Verlagssystem, bei dem vom Kaufmann die Rohstoffe und die Geräte zur Verfügung gestellt und die produzierte Ware abgenommen wurde, die Produktion selbst aber in den Händen von Bauern- oder Handwerkerfamilien lag. Hinsichtlich der Wirtschaftsführung war dies ein System, das sich schon der späteren eigentlichen Lohnarbeit annäherte. Es war in der Textilindustrie bis ins 19. Jh. hinein üblich, wurde aber auch in anderen Branchen praktiziert, in denen infolge technischer Innovationen grössere Geldmittel erforderlich waren, wie etwa bei der Metallwarenproduktion und dem Buchdruck.91
Nach Boockmann 1981, 66. Dieser sagt: “Es ist kein Zufall, dass der Ausdruck ‘Verlag’ an der Buchproduktion haften blieb.” Vgl. auch Sée 1948, 26.
2.4.2 Fabrikarbeit
2.4.3 Arbeit als Ware
2.4.4 Arbeit als Quelle menschlicher Entfremdung
2.4.5 Taylorismus und Fordismus
2.4.6 Arbeitsmoral versus Berufsethik
3. Arten der Beziehung zum Boden
3.1 Archaische Gruppen als Teil des Landes, auf dem sie leben
3.2 Boden als Eigentum und als Ware: Politische und ökonomische Gesellschaften
4 Kaurischnecken, Geld und Kapital
4.1 Primitive Währung archaischer Art
4.2 Münzen und ihre politische Bedeutung in der Antike
4.3 Fegefeuer, Zins und Kredit im politischen Kontext des Mittelalters
4.4 Koloniale Ausbeutung, Kapitalakkumulation und Kommerzialisierung in der Neuzeit
5 Formen des Tausches: Von der Reziprozität zum Markt
5.1 Reziprozität bei vorpolitischen Gesellschaften
5.2 Redistribution in politischen Gesellschaften
5.3 Handel in den politischen Gesellschaften der Antike und des Mittelalters
5.3.1 Ökonomik versus Chrematistik
5.3.2 Märkte und Messen
5.3.3 Die Kaufleute
5.3.4 Gerechte Preise
5.4 Vom Merkantilismus zum Industriekapitalismus: Der Weg zur neuzeitlichen Marktwirtschaft
5.4.1 Der Merkantilismus und der Binnenmarkt
5.4.2 Vom Kolonialismus zum Industriekapitalismus
6 Zur ökonomischen Standardtheorie
6.1 Einige dogmengeschichtliche Hintergründe
6.2 Einige grundlegende Elemente der Theorie
7 Die Berücksichtigung der natürlichen Umwelt
7.1 Umweltökonomie
7.1.1 Der wohlfahrtsökonomische Ansatz
7.1.2 Der eigentumsrechtliche Ansatz
7.2 Ökologische Ökonomie
7.2.1 Das Konzept der Energie-Verkörperung von Gonzague Pillet
7.2.2 Das Konzept des Naturkapitals von Herman E. Daly
8 Die kulturelle Einbettung der Ökonomie
8.1 Eine Typologie wirtschaftsethischer Denkmuster (Ulrich Thielemann)
8.2 Das Konzept einer kulturellen Ökonomie (Joachim Schütz)
9 Die Globalisierung: Chance oder Risiko? Ein fiktives Gespräch
Zitierte Literatur