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Ökonomisches

Ökonomisches

1. Begriffliches
1.1 Zum Begriff der Ökonomie
1.2 Zum Begriff der Arbeit
1.3 Zum Begriff des Kapitals
Das Wort “Kapital” erscheint im Deutschen im 16. Jh. in Anlehnung an das italienische capitale, das Wert, Grundsumme, Vermögen in Geld oder Reichtum bedeutet.10
Braudel sagt in seinem Buch "Sozialgeschichte des 15. bis 18. Jahrhunderts. Der handel" (deutsche Übersetzung aus dem Französischen), der Begriff tuache im 12./13.Jh. auf, aber damit meint er dann offensichtlich den französischen Sprachgebrauch (Braudel 1987, 249).
Dieser Begriff geht seinerseits auf die lateinischen Wörter capitalis (= den Kopf, das Leben betreffend, hauptsächlich) bzw. caput (= Haupt, Kopf, im Zusammenhang mit Geld auch Hauptsumme, Grundstock) zurück. In der Folge verdrängt “Kapital” ältere entsprechende Begriffe wie z.B. “Hauptgut”. Speziell wird dann mit “Kapital” eine Geldsumme gemeint, die sich zinstragend anlegen lässt, und von hier wird der Begriff auf alle Arten des Einsatzes von Geld (neben Ausleihe auch Handel und Produktion) ausgedehnt, mit denen sich Mehrwerte erzeugen lassen. Entsprechend ist ein “Kapitalist” zunächst (im 17. Jh.) einfach ein Geldbesitzer, später dann (im 18. Jh.) ein Unternehmer, insbesondere ein Besitzer von Produktionsanlagen.11
Nach Pfeifer 1997, 619.
Und unter “Kapitalismus” verstehen wir eine Wirtschaftsform, die auf Kapital und der damit erzeugten Produktion von Mehrwert aufbaut.
Es lassen sich drei Arten des Kapitals unterscheiden. Ihre Bedeutung können wir z.B. in der von Karl Marx (1818-1883) gegebenen klaren Beschreibung erkennen, wobei wir uns einfach daran erinnern sollten, dass diese Marxsche Beschreibung nicht eine neutrale, sondern eine kapitalismus-kritische ist.
1
Handels- oder Kaufmannskapital: Jemand kauft ein fertiges Produkt zu einem bestimmten Preis ein, um es zu einem höheren Preis wieder zu verkaufen. Symbolisch dargestellt entspricht dies dem Kreislauf G - W - G', in dem Geld (G) in Ware (W) und dann zurück in Geld (G') verwandelt wird, wobei G' > G. An sich besteht aber Handel aus einem Austauch von gleichgrossen Tauschwerten; damit ein Mehrwert entsteht, muss noch ein zusätzlicher Faktor beteiligt sein, nämlich entweder eine Übervorteilung des Verkäufers (der Händler bringt diesen dazu, die Ware billiger als normal zu verkaufen) und/oder des Käufers (der Händler bringt diesen dazu, teurer als normal zu kaufen), oder das Einfügen eines Produktionsprozesses zwischen Kauf und Verkauf, durch den der Ware Mehrwert hinzugefügt wird.12
Vgl. Werner Schmitz 1984, 46, 49-50. Der Kreislauf der G - W - G bzw. G - W - G' steht bei Karl Marx im Gegensatz zum Zyklus der umgekehrten Form W - G - W, bei dem Ware in Geld transformiert und dieses wiederum in Ware rückverwandelt wird. Dies entspricht der gewissermassen natürlichen Verwendung des Geldes als Tauschmittel (vgl. Schmitz 1984, 43).
2
Finanzkapital (oder “Wucherkapital”, wie Marx es nennt): Jemand verleiht Geld, um es nach einiger Zeit mit Zinsen zurückzubekommen.13
Siehe Schmitz 1984, 49.
“Im Wucherkapital ist die Form G - W - G' abgekürzt auf die unvermittelten Extreme G - G'. Geld, das sich gegen mehr Geld austauscht, ist eine der Natur des Geldes widersprechende und daher vom Standpunkt des Warenaustausches unerklärliche Form.”14
Marx, zitiert in Schmitz 1984, 48.
3
Industriekapital: Jemand lässt Waren produzieren, um sie zu einem Preis zu verkaufen, der über den Kosten der Produktionsfaktoren liegt.15
Vgl. Schmitz 1984, 49.
“... auch das industrielle Kapital ist Geld, das sich in Ware verwandelt und durch den Verkauf der Ware in mehr Geld rückverwandelt”,16
Marx, zitiert in Schmitz 1984, 48.
also symbolisch wiederum als Prozess G - W - G' dargestellt werden kann. Dabei ist die menschliche Arbeitskraft die einzige Quelle des Mehrwerts. “Mit anderen Worten: Die menschliche Arbeitskraft besitzt einen besonderen Gebrauchswert. Seine Eigenart besteht darin, dass er mehr Tauschwert erzeugen kann, als dem Tauschwert der Arbeitskraft selbst entspricht. Sie hat also die Fähigkeit, neuen Tauschwert zu schaffen.”17
Schmitz 1984, 62.
Anschaulich: Der Unternehmer zahlt dem Arbeiter einen Lohn in einer Grössenordnung, die diesem die Erhaltung (Reproduktion) seiner Arbeitskraft durch den Kauf der notwendigen Lebensmittel ermöglicht. Er kann aber das Produkt, das dieser Arbeiter in einer gewissen Zeitspanne herstellt, zu einem Preis verkaufen, der über dem Preis der während derselben Zeit vom Arbeiter benötigten Lebensmittel liegt. Dies ist ein Vorgang, der von Marx auch als “Ausbeutung” bezeichnet wird.18
Vgl. Schmitz 1984, 62-63.
Entsprechend den drei Arten von Kapital gibt es auch die Unterscheidung von Handels-, Finanz- und Industriekapitalismus. Diese spielt für das historische Verständnis der Entstehung der modernen ökonomischen Gesellschaft eine wesentliche Rolle.
2. Formen der Arbeit
2.1 "Arbeit" in archaischen Wildbeutergesellschaften
2.2 Arbeit in den politischen Sklavenhalter-Gesellschaften der Antike
2.2.1 Landwirtschaftliche Arbeit als kultische Handlung
2.2.2 Die mehr oder weniger natürliche Arbeitsteilung: Handwerk und Frauenarbeit
2.2.3 Sklavenarbeit
2.2.4 Die Geringschätzung der manuellen Arbeit
2.3 Arbeit in den politischen Feudalgesellschaften des Mittelalters
2.3.1 Die Leibeigenschaft
2.3.2 Die bäuerliche Arbeit
2.3.3 Handwerkliche Arbeit und Zunftwesen
2.3.4 Die Rehabilitierung der Handarbeit
2.4 Arbeit im Industriekapitalismus der neuzeitlichen ökonomischen Gesellschaft
2.4.1 Transformation der Landwirtschaft und Heimindustrie
2.4.2 Fabrikarbeit
2.4.3 Arbeit als Ware
2.4.4 Arbeit als Quelle menschlicher Entfremdung
2.4.5 Taylorismus und Fordismus
2.4.6 Arbeitsmoral versus Berufsethik
3. Arten der Beziehung zum Boden
3.1 Archaische Gruppen als Teil des Landes, auf dem sie leben
3.2 Boden als Eigentum und als Ware: Politische und ökonomische Gesellschaften
4 Kaurischnecken, Geld und Kapital
4.1 Primitive Währung archaischer Art
4.2 Münzen und ihre politische Bedeutung in der Antike
4.3 Fegefeuer, Zins und Kredit im politischen Kontext des Mittelalters
4.4 Koloniale Ausbeutung, Kapitalakkumulation und Kommerzialisierung in der Neuzeit
5 Formen des Tausches: Von der Reziprozität zum Markt
5.1 Reziprozität bei vorpolitischen Gesellschaften
5.2 Redistribution in politischen Gesellschaften
5.3 Handel in den politischen Gesellschaften der Antike und des Mittelalters
5.3.1 Ökonomik versus Chrematistik
5.3.2 Märkte und Messen
5.3.3 Die Kaufleute
5.3.4 Gerechte Preise
5.4 Vom Merkantilismus zum Industriekapitalismus: Der Weg zur neuzeitlichen Marktwirtschaft
5.4.1 Der Merkantilismus und der Binnenmarkt
5.4.2 Vom Kolonialismus zum Industriekapitalismus
6 Zur ökonomischen Standardtheorie
6.1 Einige dogmengeschichtliche Hintergründe
6.2 Einige grundlegende Elemente der Theorie
7 Die Berücksichtigung der natürlichen Umwelt
7.1 Umweltökonomie
7.1.1 Der wohlfahrtsökonomische Ansatz
7.1.2 Der eigentumsrechtliche Ansatz
7.2 Ökologische Ökonomie
7.2.1 Das Konzept der Energie-Verkörperung von Gonzague Pillet
7.2.2 Das Konzept des Naturkapitals von Herman E. Daly
8 Die kulturelle Einbettung der Ökonomie
8.1 Eine Typologie wirtschaftsethischer Denkmuster (Ulrich Thielemann)
8.2 Das Konzept einer kulturellen Ökonomie (Joachim Schütz)
9 Die Globalisierung: Chance oder Risiko? Ein fiktives Gespräch
Zitierte Literatur