Druckversion  ·  Kontakt

Ökonomisches

Ökonomisches

1. Begriffliches
1.1 Zum Begriff der Ökonomie
1.2 Zum Begriff der Arbeit
Zu den grundlegenden in der Wirtschaftswissenschaft verwendeten Begriffe gehören “Arbeit” und “Kapital”, die (zusammen mit dem Boden, oder allgemeinger gesagt mit den natürlichen Ressourcen) als sog. Produktionsfaktoren (diejenigen Mittel, die eine Produktion überhaupt erst möglich machen)4
Siehe dazu z.B. Frank Otte 1975, 7 f.
eine Bedeutung haben. Dies ist aber natürlich eine einseitige Sichtweise, denn mindestens die Arbeit stellt aus der Perspektive der Arbeitenden auch einen wichtigen Bestandteil menschlicher Lebensführung dar. Hier wenden wir uns zuerst dieser zu; zum Kapital siehe 1.3.
Nach unserem heutigen Verständnis heisst Arbeit so viel wie “zweckgerichtete körperliche und geistige Tätigkeit des Menschen”, auch “Produkt dieser Tätigkeit”. Das tönt recht neutral, im Gegensatz zum Althochdeutschen des 8. Jh., in dem das Wort mit “Mühsal, Plage, Anstrengung” einen recht negativen Beiklang hatte!5
Pfeifer 1997, 55.
Passenderweise bedeutete das damit verwandte altslawische Wort rabota “Knechtschaft, Sklaverei”, woraus das russische rabóta und das tschechische robota im heutigen Sinne von Arbeit entstanden sind. Das letztere Wort ist deshalb von Interesse, weil im 1920 erschienenen utopischen Roman “R.U.R.” des tschechischen Autors K. Capek ein künstlicher, robot genannter Mensch eine Rolle spielte. Daraus wurde dann in der deutschen Übersetzung “Roboter”.6
Nach Pfeifer 1997, 1132-1133.
Bei der deutschen, später nach den USA ausgewanderten Philosophin Hannah Arendt hat Arbeit die eingeengte Bedeutung einer menschlichen Tätigkeit an der Natur zwecks Sicherung des physischen Lebensunterhaltes:
Die Tätigkeit der Arbeit entspricht dem biologischen Prozess des menschlichen Körpers, der in seinem spontanen Wachstum, Stoffwechsel und Verfall sich von Naturdingen ernährt, welche die Arbeit erzeugt und zubereitet, um sie als die Lebensnotwendigkeiten dem lebendigen Organismus zuzuführen. Die Grundbedingung, unter der die Tätigkeit des Arbeitens steht, ist das Leben selbst.7
Hannah Arendt 1992, 14
Neben dem Arbeiten unterscheidet Arendt zwei weitere menschliche Tätigkeitsarten, nämlich das Herstellen und das Handeln. Das erstere “produziert eine künstliche Welt von Dingen” und das letztere “ist die einzige Tätigkeit der Vita activa, die sich ohne die Vermittlung von Materie, Material und Dingen direkt zwischen Menschen abspielt.”8
Arendt 1992, 14.
Mit diesen beiden Begriffen schliesst Arendt an der altgriechischen Unterscheidung (z.B. bei Aristoteles) von Poiesis und Praxis an: Poiesis wurde als ein technisch-produzierendes, also etwa handwerkliches Tun verstanden, das seinen Wert erst von dem von ihm unterschiedenen Produkt gewinnt. Praxis dagegen ist ein Handeln, das seinen Sinn bereits in sich selbst trägt, eine “Tätigkeit, die sich ... auf die Abwicklung einer Tätigkeit für sich selbst richtet, ohne ein anderes Ziel als die Ausübung und Zuendeführung dieser Tätigkeit.”9
Jean-Pierre Vernant 1973, 247. Zur Unterscheidung von Poiesis und Praxis siehe auch Johannes Hoffmeister 1955, 484.
Dies bezieht sich normalerweise auf Interaktionen mit anderen Menschen. Diese Bedeutung hat sich bis heute erhalten im Begriff der “praktischen Philosophie”, womit die Ethik gemeint ist. Bezeichnend aber ist, dass es im alten Griechenland kein Wort für Arbeit in einem allgemeinen Sinne gab.
Im Gegensatz zu Arendts Verständnis von Arbeit werden wir heute im allgemeinen Arbeit in einem erweiterten Sinne so verstehen, wie es eingangs dem allgemeinen Sprachgebrauch entsprechend erwähnt wurde. Dabei ist uns allerdings bewusst, dass ein Hauptaspekt unserer Arbeit immer noch die Lebenssicherung ist, auch wenn für die meisten von uns unsere Tätigkeiten nicht mehr ein direktes Arbeiten an der Natur beinhalten. Was aber auch zur neuzeitlichen Art der Arbeit gehört: Sie hat in Form des Lohnes einen Preis und erhält dabei den Charakter einer Ware. Insgesamt ist Arbeit in der neoklassischen ökonomischen Theorie zu einer völlig abstrakten Grösse geworden.
1.3 Zum Begriff des Kapitals
2. Formen der Arbeit
2.1 "Arbeit" in archaischen Wildbeutergesellschaften
2.2 Arbeit in den politischen Sklavenhalter-Gesellschaften der Antike
2.2.1 Landwirtschaftliche Arbeit als kultische Handlung
2.2.2 Die mehr oder weniger natürliche Arbeitsteilung: Handwerk und Frauenarbeit
2.2.3 Sklavenarbeit
2.2.4 Die Geringschätzung der manuellen Arbeit
2.3 Arbeit in den politischen Feudalgesellschaften des Mittelalters
2.3.1 Die Leibeigenschaft
2.3.2 Die bäuerliche Arbeit
2.3.3 Handwerkliche Arbeit und Zunftwesen
2.3.4 Die Rehabilitierung der Handarbeit
2.4 Arbeit im Industriekapitalismus der neuzeitlichen ökonomischen Gesellschaft
2.4.1 Transformation der Landwirtschaft und Heimindustrie
2.4.2 Fabrikarbeit
2.4.3 Arbeit als Ware
2.4.4 Arbeit als Quelle menschlicher Entfremdung
2.4.5 Taylorismus und Fordismus
2.4.6 Arbeitsmoral versus Berufsethik
3. Arten der Beziehung zum Boden
3.1 Archaische Gruppen als Teil des Landes, auf dem sie leben
3.2 Boden als Eigentum und als Ware: Politische und ökonomische Gesellschaften
4 Kaurischnecken, Geld und Kapital
4.1 Primitive Währung archaischer Art
4.2 Münzen und ihre politische Bedeutung in der Antike
4.3 Fegefeuer, Zins und Kredit im politischen Kontext des Mittelalters
4.4 Koloniale Ausbeutung, Kapitalakkumulation und Kommerzialisierung in der Neuzeit
5 Formen des Tausches: Von der Reziprozität zum Markt
5.1 Reziprozität bei vorpolitischen Gesellschaften
5.2 Redistribution in politischen Gesellschaften
5.3 Handel in den politischen Gesellschaften der Antike und des Mittelalters
5.3.1 Ökonomik versus Chrematistik
5.3.2 Märkte und Messen
5.3.3 Die Kaufleute
5.3.4 Gerechte Preise
5.4 Vom Merkantilismus zum Industriekapitalismus: Der Weg zur neuzeitlichen Marktwirtschaft
5.4.1 Der Merkantilismus und der Binnenmarkt
5.4.2 Vom Kolonialismus zum Industriekapitalismus
6 Zur ökonomischen Standardtheorie
6.1 Einige dogmengeschichtliche Hintergründe
6.2 Einige grundlegende Elemente der Theorie
7 Die Berücksichtigung der natürlichen Umwelt
7.1 Umweltökonomie
7.1.1 Der wohlfahrtsökonomische Ansatz
7.1.2 Der eigentumsrechtliche Ansatz
7.2 Ökologische Ökonomie
7.2.1 Das Konzept der Energie-Verkörperung von Gonzague Pillet
7.2.2 Das Konzept des Naturkapitals von Herman E. Daly
8 Die kulturelle Einbettung der Ökonomie
8.1 Eine Typologie wirtschaftsethischer Denkmuster (Ulrich Thielemann)
8.2 Das Konzept einer kulturellen Ökonomie (Joachim Schütz)
9 Die Globalisierung: Chance oder Risiko? Ein fiktives Gespräch
Zitierte Literatur