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Ökonomisches

Ökonomisches

1. Begriffliches
1.1 Zum Begriff der Ökonomie
Das Wort “Ökonomie” geht auf das griechische oikonomía (lateinisch oeconomia) zurück, das sich seinerseits aus oikos (= Haus, Wohnung, Hausstand, Haushaltung, Heimat) und der Wurzel nem- (= regeln, verwalten, organisieren) zusammensetzt. So war ein Ökonom (griechisch oikonómos, lateinisch oeconomus) ursprünglich ein Hausverwalter, Wirtschafter, auch ein Landwirt. Die Tradition dieses Verständnisses von Ökonomie ist wohl erstmals dokumentiert durch ein Buch mit dem Titel oikonomikos, das Xenophon von Athen vor der Mitte des 4. Jh. v.u.Z. schrieb. Es handelt sich um ein Lehrbuch für den adligen Landbesitzer und schildert, neben einer Beschreibung der Landwirtschaft, die richtige Lebensweise, die sinnvolle Verwendung des Reichtums, die von einem Hausvater benötigten guten Eigenschaften und Fähigkeiten, die Schulung und Behandlung seiner Sklaven, die hausfraulichen Tugenden und die Ausbildung einer Ehefrau. Im wesentlichen hielt sich diese Bedeutung - die übrigens gleichermassen auch das deutsche Wort “Wirtschaft” betraf - bis ins 17. Jh. Das auf diese Zeit zurückgehende Schrifttum wird deshalb in der modernen Forschung oft als “Hausvaterliteratur” bezeichnet.1
Soz.B.in H.L. Stoltenberg 1938, zitiert in Moses I.Finley 1993, 11.
Im 18. Jh. war mit Ökonomie speziell auch Wirtschaftlichkeit, eine sparsame Lebensführung gemeint. Gleichzeitig wurde die Vorstellung des Haushaltes auch auf den Staat übertragen; es scheint, dass erstmals in Frankreich von “politischer Ökonomie” (économie politique) geredet wurde und in der zweiten Hälfte des 18. Jh. erlangte schliesslich der Begriff “Nationalökonomie” (in Abgrenzung eben gegenüber der Ökonomie der privaten Haushalte) seine uns heute vertraute Bedeutung als Volkswirtschaftslehre. Diese Entwicklung war auch Anlass für die Entstehung der Ökonomie in der ersten Hälfte des 19. Jh. als einer wissenschaftlichen Analyse der wirtschaftlichen Vorgänge, die sich fortan bemühte, auf einem abstrahierenden Niveau Phänomene wie Arbeit, Produktion, Kapital, Investition, Einkommen, Kreislauf, Nachfrage, Unternehmer, Nutzen usw. und deren Beziehungen untereinander zu untersuchen. Dies stand in völligem Kontrast zu der genannten älteren “Hausvaterliteratur”, in der eigentlich mehr von sozialen Beziehungen und Ethik als von Wirtschaft in unserem heutigen Sinne die Rede war.2
Nach Wolfgang Pfeifer 1997, 947, und Finley 1993, 9 ff.
Folgerichtig zählen heute zur Wirtschaft i.e.S. nur diejenigen Phänomene, die monetär bewertet werden und damit statistisch erfassbar sind. Unbezahlte Tätigkeiten wie Hausarbeit, Nachbarschaftshilfe usw. werden ausgeklammert oder aber allenfalls als “informelle Wirtschaft” bezeichnet. Auch der franzöische Historiker Fernand Braudel stellt das “Wirtschaftsleben mit seinem Tauschverkehr, seinem Geldwesen, seinen Knotenpunkten und überlegenen Hilfsmitteln - Handelsplätzen, Börsen, Messen”, die “Wirtschaft im üblichen Sinn”, “dem hartnäckig im Zeichen der Selbstversorgung, der Nicht-Wirtschaft stehenden materiellen Leben” gegenüber!3
Fernand Braudel 1987, 11 und 18 (Hervorhebung D.S.)
Die heutige Auffassung von Ökonomie steht also dem antiken Verständnis diametral entgegen.
1.2 Zum Begriff der Arbeit
1.3 Zum Begriff des Kapitals
2. Formen der Arbeit
2.1 "Arbeit" in archaischen Wildbeutergesellschaften
2.2 Arbeit in den politischen Sklavenhalter-Gesellschaften der Antike
2.2.1 Landwirtschaftliche Arbeit als kultische Handlung
2.2.2 Die mehr oder weniger natürliche Arbeitsteilung: Handwerk und Frauenarbeit
2.2.3 Sklavenarbeit
2.2.4 Die Geringschätzung der manuellen Arbeit
2.3 Arbeit in den politischen Feudalgesellschaften des Mittelalters
2.3.1 Die Leibeigenschaft
2.3.2 Die bäuerliche Arbeit
2.3.3 Handwerkliche Arbeit und Zunftwesen
2.3.4 Die Rehabilitierung der Handarbeit
2.4 Arbeit im Industriekapitalismus der neuzeitlichen ökonomischen Gesellschaft
2.4.1 Transformation der Landwirtschaft und Heimindustrie
2.4.2 Fabrikarbeit
2.4.3 Arbeit als Ware
2.4.4 Arbeit als Quelle menschlicher Entfremdung
2.4.5 Taylorismus und Fordismus
2.4.6 Arbeitsmoral versus Berufsethik
3. Arten der Beziehung zum Boden
3.1 Archaische Gruppen als Teil des Landes, auf dem sie leben
3.2 Boden als Eigentum und als Ware: Politische und ökonomische Gesellschaften
4 Kaurischnecken, Geld und Kapital
4.1 Primitive Währung archaischer Art
4.2 Münzen und ihre politische Bedeutung in der Antike
4.3 Fegefeuer, Zins und Kredit im politischen Kontext des Mittelalters
4.4 Koloniale Ausbeutung, Kapitalakkumulation und Kommerzialisierung in der Neuzeit
5 Formen des Tausches: Von der Reziprozität zum Markt
5.1 Reziprozität bei vorpolitischen Gesellschaften
5.2 Redistribution in politischen Gesellschaften
5.3 Handel in den politischen Gesellschaften der Antike und des Mittelalters
5.3.1 Ökonomik versus Chrematistik
5.3.2 Märkte und Messen
5.3.3 Die Kaufleute
5.3.4 Gerechte Preise
5.4 Vom Merkantilismus zum Industriekapitalismus: Der Weg zur neuzeitlichen Marktwirtschaft
5.4.1 Der Merkantilismus und der Binnenmarkt
5.4.2 Vom Kolonialismus zum Industriekapitalismus
6 Zur ökonomischen Standardtheorie
6.1 Einige dogmengeschichtliche Hintergründe
6.2 Einige grundlegende Elemente der Theorie
7 Die Berücksichtigung der natürlichen Umwelt
7.1 Umweltökonomie
7.1.1 Der wohlfahrtsökonomische Ansatz
7.1.2 Der eigentumsrechtliche Ansatz
7.2 Ökologische Ökonomie
7.2.1 Das Konzept der Energie-Verkörperung von Gonzague Pillet
7.2.2 Das Konzept des Naturkapitals von Herman E. Daly
8 Die kulturelle Einbettung der Ökonomie
8.1 Eine Typologie wirtschaftsethischer Denkmuster (Ulrich Thielemann)
8.2 Das Konzept einer kulturellen Ökonomie (Joachim Schütz)
9 Die Globalisierung: Chance oder Risiko? Ein fiktives Gespräch
Zitierte Literatur