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Buddhismus

Natur und Umwelt im Buddhismus

Dieter Steiner
Handout bei einer Gastvorlesung im Kurs "Umweltwissenschaften IV: Umweltwahrnehmung" von Wolfgang Zierhofer an der Universität Basel am 27.Mai 2003
1. Die Krise und der Primat des Bewusstseins
2. Der Buddhismus als Rettungsanker?
3. Die menschliche Bewusstseinsstruktur
4. Die Evolution des Bewusstseins
5. Westliche versus östliche Mentalität
6. Kern der buddhistischen Weltsicht
7. Die „innere Technik" der Meditation
Vom Leiden können wir uns befreien, indem wir die Anhaftung an die Dinge (das Haben-wollen) und die Ich-Verhaftung (die egozentrische Haltung) aufgeben. Im Prinzip geht es dabei um eine Bewusstseinsveränderung bzw. -erweiterung, die vom Samsara zum Nirvana führt und mittels meditativer Techniken erreicht werden kann. Eine relativ straff geregelte Form der Meditation ist die im Zen-Buddhismus geübte, das Zazen (japanisch wörtlich: za = sitzen, zen = Versunkenheit). Um das „Geschwätz" im Kopf zu beruhigen, wird dabei eine Sammlung des Geistes auf einen Punkt, auf ein Objekt, angestrebt (Samadhi, Sanskrit wörtlich: Fixieren, Festmachen). Dies ist eine Vorstufe zur letztlichen Loslösung des Geistes aus den Fesseln, die wir uns mit Gedanken und Vorstellungen anlegen, und damit zum Übergang in ein reines Bewusstsein mit einem ich-losen, kosmischen Charakter. Die entsprechende Erfahrung wird üblicherweise „Erleuchtung" genannt. Psychologisch gesprochen geht es mit Bezug auf Figur 2 um eine Bewegung nach unten, bei der versucht wird, die persönlich und sozial bedingten Schichten des Tiefenbewusstseins abzutragen und zur „Wurzel" des Menschseins, des Lebens, der Existenz überhaupt vorzustossen.
Das tönt schwierig und es ist auch schwierig. Und wir können nicht alle unser Leben im Kloster verbringen. Es ist aber möglich „schwarze Roben und kahlgeschorene Köpfe" zu umgehen und Zen im Alltag zu pflegen (Beck 1990). Dabei konzentrieren wir uns nicht auf einen Punkt, sondern öffnen unser Bewusstsein für alle Wahrnehmungen, für alles, was innen und aussen geschieht. Wir konstatieren sie, verweilen aber nicht bei ihnen, sondern halten uns sofort für die nächsten bereit. Und bei allem, was wir tun, identifizieren wir uns mit der momentanen Tätigkeit. Das gilt auch z.B. für Staubsaugen. „Wenn du gehst, dann gehe. Wenn du sitzt, dann sitze. Wenn du arbeitest, dann arbeite" (Meutes-Wilsing und Bossert 1994). Gelingt uns das, dann leben wir, allgemein gesagt, im Hier und Jetzt, in der Gegenwart als einziger Wirklichkeit. Von einem chinesischen Chan-Meister des 10. Jh. stammt der Spruch: „Das wahre Wunder besteht nicht darin, in der Luft zu schweben oder auf dem Wasser zu wandeln, sondern darin, auf der Erde zu gehen." (Varenne 1985)
Schliesslich kann es aber auch geschehen, dass uns spontan eine erleuchtende Einsicht zufällt. Das ist häufig bei Naturerlebnissen - „Gipfelerlebnissen" nach Maslow (1980) - der Fall, die uns in einen momentan entrückten Zustand versetzen. Ob es bei alledem irgendwann zu einer echten Nirvana-Erfahrung kommt, ist letztlich nicht so wesentlich. Es gilt: Der Weg ist das Ziel. Die Bewusstseinserweiterung findet nicht und nur in einem Sprung von Samsara zu Nirvana statt. Es gibt Zwischenstufen. Metaphorisch gesprochen: Wenn man sich in einem völlig dunklen Raum befindet, ist die erste angezündete Kerze entscheidend. (Suzuki nach Fromm 1971)
8. Die Zähmung des Intellekts
9. Weisheit und Mitgefühl
10. Praktische Auswirkungen hinsichtlich Natur und Umwelt
Literatur A: Ost und West: Gegensätze, Parallelen, Kontakte
Literatur B: Zum Buddhismus allgemein
Literatur C: Buddhismus und Natur, Ökologie, Umwelt
Literatur D: Buddhismus und Gesellschaft