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5. Vergewaltigung, Verdrängung, Veränstigung: Zu den heutigen Problemen

Das bisher entwickelte Fundament einer Bewusstseinsökologie sollte in der Lage sein, uns ein besseres Verständnis für die Umweltproblematik der Gegenwart vermitteln zu können, dafür, wie diese Problematik aus der Entwicklung von abendländischer Kultur und Bewusstsein entstehen konnte. Auf einige Aspekte der krisenhaften Situation habe ich an verschiedenen Stellen schon hingewiesen; in diesem Kapitel möchte ich nun noch in etwas systematischerer Weise darauf eintreten. Dabei werde ich mich aber auf die folgenden ausgewählten Probleme beschränken:
1.
Hinsichtlich des diskursiven Bewusstseins: Die menschliche Fähigkeit, mittels manipulativen Gebrauchs der Sprache zu Weltbeschreibungen mit Anspruch auf universale Gültigkeit zu gelangen, kann eine Diskrepanz zu konkreten Umwelten erzeugen, die, sofern die genannten Beschreibungen auf Anwendung drängen, zu zerstörerischen Folgen neigt.
2.
Bezüglich des praktischen Bewusstseins: In ihm hat die soziale Mitwelt einen stark dominanten Platz; die natürliche Mitwelt wird weitgehend ausgeblendet. Dies ist einerseits eine Folge eines direkten Effektes der im diskursiven Bewusstsein vorherrschenden szientifisch-technisch-ökonomischen Rationalität auf das Alltagsbewusstsein, andererseits ein indirektes Resultat der Verdrängung der Natur aus der Zivilisationslandschaft, was eine entsprechende Anregung des menschlichen Sinnenbewusstseins verhindert. Damit können die Auswirkungen alltäglichen Tuns einen völlig unökologischen Charakter haben.
3.
Hinsichtlich des Unbewussten: Der Zugang zu unserer eigenen Natur, zu Leib und Seele, ist stark verschüttet, ja der Gedanke an die Möglichkeit eines solchen Zugangs mag uns sogar Angst einflössen. Andererseits ist es bezüglich der Aussenwelt gerade auch der Verlust von Natur, daneben natürlich auch ihre wachsende Verschmutzung, die uns ängstigt. Hier ist Angst über ihre natürliche Funktion hinaus Ausdruck einer gestörten Erlebnis- und Gefühlswelt, was insbesondere im Hinblick auf Kinder und Jugendliche, deren Erfahrungen einen für das weitere Leben konstitutiven Charakter haben können, zu Bedenken Anlass gibt.