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4. Zum Ausklang: ... die Zukunft weiblich

Zur Überwindung der Krise ist ein radikaler Wandel angezeigt: Es ist ein kultureller Regenerationsprozeß gefragt, der eine Reintegration und eine Rückgängigmachung der invertierten Hierarchie der verschiedenen Bewußtseinsebenen bzw. Rationalitäten möglich macht und zu einer echten, umfassenden Vernunft führt. Eine „Überwindung dieser gefährlichen Situation ... scheint nur möglich, wenn wir das Ganze unserer menschlichen Existenz in unser Bewußtsein aufzunehmen bereit sind, das heißt: alle Ebenen unseres Bewußtseins, die unser heutiges und auch jedes kommende Bewußtsein bilden und tragen, sollten zu einer neuen Wirklichkeit integriert werden."1 Nach Huber geht es um einen „Übergang ... zu einer umfassenderen Vernünftigkeit, die der nur partiellen Rationalität der Mittel Schranken setzt und sie in den umfassenderen Vernunftzusammenhang der eigentlichen Lebenszwecke integriert. ... Dies impliziert ein Denken, das sich als vernünftige (‚vernehmende') Teilhabe an einem größeren Ganzen erfährt."2 Einen solchen Wandel können wir aber als eine Rehabilitierung weiblicher Bewußtseinsdimensionen interpretieren, denn Frauen stehen einer Seinsweise näher, die wieder die Möglichkeit einer Orientierung aus dem Urgrund des Lebendigen zuläßt.3 Aber auch Männer können dazu einen Zugang finden; eine Annäherung zwischen den Geschlechtern muß also in erster Linie darin bestehen, daß die Männer lernen, ihre weiblichen Anteile zu entwickeln.4 Parallel dazu braucht es einen Ausgleich der Geschlechter hinsichtlich ihrer Assoziierung mit den verschiedenen gesellschaftlichen Bereichen. Es kann also nicht um eine nun umgekehrte Herrschaft der Frauen über die Männer gehen, auch nicht darum, daß Frauen nun gleichen Zugang zu einer weiterhin männlich geprägten Welt bekommen sollen. Dagegen geht es darum, „daß wir ... bestimmte Eigenschaften, die eher frauentypisch sind, in die Gesellschaft hineintragen wollen, weil sie uns als die menschlicheren, im besten Sinne als die friedlicheren erscheinen und deshalb eine bessere Zukunft verheißen ...."5 Nach Riane Eisler besteht unsere vornehmliche Aufgabe darin, das bisherige herrschaftliche Prinzip zu verlassen und zu einer partnerschaftlichen Form der Gesellschaft zurückzukehren, einer Form, die sie als „Gylanie" bezeichnet.6
Es dürfte klar geworden sein, daß ich hinsichtlich der Frage, welches Prinzip, das stärker männliche der Vorversicherung oder das stärker weibliche der Rückversicherung, uns eher einen Ausweg aus dem Schlamassel weisen könnte, dem letzteren sehr viel größere Chancen einräume. Das heißt nicht, daß nicht gleichzeitig auch eine Weiterentwicklung des obersten Bewußtseins angestrebt werden kann oder muß, eine Weiterentwicklung allerdings, die vielleicht gerade nur bei einer rückwärtigen Anbindung überhaupt einen sinnvollen Charakter bekommen kann. Jedenfalls ist der „religio", da üblicherweise vernachlässigt, besondere Aufmerksamkeit zu schenken. Daß damit eine Öffnung ins Unbekannte und Unbestimmte einhergeht, ist nicht zu vermeiden. Was die Vernunft dort vernehmen kann, ist nicht schon festgelegt. Klinger (1993) erläutert dies damit, indem sie - mit Bezug auf Nancy Jay (1981) - den Geschlechtergegensatz, wie er aus männlicher Sicht wahrgenommen wird, als kontradiktorischen Gegensatz charakterisiert.7 Ein solcher ist als ein Entweder-Oder-Verhältnis von einem A zu einem Nicht-A definiert, bei dem nur das A eine positive Bestimmung hat.8 Bezüglich der Geschlechter heißt dies: Das Männliche ist das A, das Klare, das Rationale, das Geordnete, das Regelhafte, usw., das Weibliche dagegen das Nicht-A und für das erstere bedrohlich, weil es als unrein, irrational, ungeordnet, chaotisch, fehlerhaft usw. angesehen wird. Man könnte auch sagen, das Männliche ist abgegrenzt, während das Weibliche von den Grenzen weg bis ins Unendliche reicht.9 Also ist das Weibliche eigentlich nicht bestimmbar, und Dagmar Reichert redet deshalb vom „Nicht-Ort der Frau". Um aber der genannten Bedrohung entgegenzuwirken, hat sich die patriarchale Kultur als eine entwickelt, „in der alles, auch der weibliche Nicht-Ort lokalisiert, eindeutig abgegrenzt und in seiner Lage festgehalten werden muß. ... der Eine, der sich die Andere so zum Gegen-Stand macht, daß beide ihre Lebendigkeit verlieren, der ist das moderne Subjekt, traditionell das männliche. Nur im Verhältnis zu ihm existiert das Objekt, die Andere, und sie wird beurteilt nach seinem Maß."10
Daß unser Bewußtseinszustand ein desintegrierter ist und daß wir deshalb nach einer Integration streben sollten, diese Aussage kann wohl kaum grundlegend bezweifelt werden. Wie allerdings die gewünschte Bewußtseinsveränderung im einzelnen zustande kommen soll, das ist eine andere Frage. Gebser scheint zu glauben, daß sie von sich aus stattfindet, gewissermaßen aus einem kulturgeschichtlichen Zwang heraus, und daß Anzeichen dafür schon vorhanden sind.11 Wir können aber kaum darauf vertrauen; auch stellt sich die Frage nach der Zeit, die uns im besten Fall für eine Veränderung noch zur Verfügung steht. Damit aber sind wir mit dem Problem konfrontiert, wie, wann und ob in einer Situation von Unsicherheit etwas zur aktiven Förderung des Wandels getan werden kann. In diesem Zusammenhang scheinen mir die im folgenden angesprochenen philosophischen Überlegungen von Arne Naess zur „Tiefenökologie" und von Martin Buber zur Mitmenschlichkeit eine Bedeutung zu haben. Sie bieten keine fertigen Rezepte an - glücklicherweise nicht, sonst wären sie suspekt -, aber sie liefern partielle Antworten, geben mannigfaltige Anregungen und zeigen Richtungen an.12 Was wir aber auf alle Fälle haben, sind eine ganze Palette von praktisch erprobten psychotherapeutischen Verfahren, die mithelfen mögen, Individuen auf den Weg einer Bewußtseinsintegrierung und seelischen Gesundung zu bringen. Ich werde auch dazu ein Beispiel erwähnen.
Was heute als Tiefenökologie („deep ecology") bekannt ist, geht auf eine Ökophilosophie zurück, die von Naess aus Anlaß der Umweltkrise entwickelt worden ist.13 Die Naesssche Philosophie kann als eine Philosophie der Gefühle und der Intuitionen sowie des spontanen Erlebens nach außen - im naturbezogenen wie auch im sozialen Sinne - und den phänomenologischen Auswirkungen dieser Verbindung gesehen werden. Naess versucht die Vorstellung vom Menschen, der der natürlichen Umwelt gegenüber steht, mit einem Bild zu überwinden, bei dem er sich in einem allseitigen relationalen Feld befindet. Ein Lebewesen ist ein Knoten in einem Netz von intrinsischen Beziehungen. Eine solche Beziehung hat die Eigenschaft, daß sie auf die daran Teilnehmenden konstitutiv wirkt, d.h. diese Teilnehmenden sind nicht mehr die gleichen, wenn die Relation wegfällt. Wir heutigen Menschen müssen aber erst wieder lernen, uns so in der Welt sehen zu können. Wenn es gelingt, Beziehungen nach außen zu internalisieren, zu einem Teil der eigenen Identität zu machen, dann kann ein Prozeß der „Selbstrealisierung" in Gang kommen.14 Diese ermöglicht es einem Menschen, sich besser und konsistenter als vorher ganzheitlich einzugeben, aber auch die Ganzheitlichkeit von Kontexten wahrzunehmen. Es heißt dann aber auch, daß Selbstrealisierungen von verschiedenen Menschen voneinander abhängig werden. Mit der relationalen Öffnung können Erlebnisse ungefiltert spontan werden. Spontaneität aber vermittelt Gestalt-Erfahrung, bei der das Rationale und das Emotionale zu einem unteilbaren Ganzen verschmelzen, womit es anfänglich keine Unterscheidung von Fakten und Werten geben kann. Eine solche ergibt sich erst durch einen Distanzierungs- und Abstraktionsschritt. „... is not the value-laden, spontaneous and emotional realm of experience as genuine a source of knowledge or reality as mathematical physics?", so fragt Naess.15
Diese Art der Erfahrung ist in der Zeit der ökologischen Krise absolut wesentlich, denn so wie wir die Wissenschaft in der Moderne verstehen, können wir von ihr keine Handlungsorientierungen bekommen. Dazu benötigen wir Normen, die aber zunächst, damit verschiedene Wege offen bleiben, relativ vage sein müssen. Dazu Naess: „... if you hear a phrase like ‚all life is fundamentally one!' you must be open to tasting this, before asking immediately ‚what does this mean?' Being more precise does not necessarily create something that is more inspiring."16 Danach werden sukzessive Präzisierungen notwendig, die aber zunächst individuell verschiedener Art sein können, wobei interpersonale Kommunikation zur gegenseitigen Anregung beiträgt. "Communication ... is not to be seen as a process of two or more individuals making use of a completely ‚shared language', but of each carrying out a personal process of interpretation in their own directions of precisations."17 Wenn Naess damit ausdrückt, daß jeder Mensch seine persönlich gefärbte „Ökosophie" entwickeln kann, ist damit nicht gesagt, daß alle Bemühungen um die Universalisierung von Prinzipien wegfallen sollen: Naess hat durchaus auch eine Vorstellung von universeller Gerechtigkeit, allerdings eine, bei der Gerechtigkeit bedeutet: das Recht zu leben und sich zu entfalten, und zwar für alle Lebewesen.
Ich denke, daß einiges von dem, was Naess hier beschreibt, in Richtung dessen geht, was früher mit „religiöser Erfahrung" bezeichnet wurde. Die Frage ist natürlich, ob unsere Degeneration noch nicht so weit fortgeschritten ist, daß uns eine solche prinzipiell nicht mehr möglich ist. Steindl-Rast ist hier optimistisch.18 Er macht uns darauf aufmerksam, daß wir alle uns an Erlebnisse erinnern können, bei denen wir überwältigt waren, von dem, was da war, was sich tat. Wir sind dazu immer noch fähig. Naess selbst meint: „Human beings who wish to attain a maximum perspective in the comprehension of their cosmic condition can scarcely refrain from a proud feeling of genuine participation in something immensely greater than their individual and social career"19 Wie aber schaffen wir äußere Bedingungen so, daß religiöse Erfahrungen nicht zu den einsamen Jahrhundertereignissen gehören? Und wie vermeiden wir dabei die Gefahr des Fundamentalismus? Bei Naess ist es gerade die mögliche Vielfalt, die wichtig ist,20 was aber umgekehrt auch nicht postmoderne Beliebigkeit bedeuten darf. Wenn es um die Frage von Umweltverträglichkeit geht, an der äußersten Grenze sozusagen, wird es nicht sehr viele verschiedene Varianten geben. Und wenn wir unsere verschiedenen Quellen von Wissen kombinieren, ist Konvergenz möglich. Auf die Bedeutung der Naessschen Philosophie für die Umweltbewegung bezogen, sagt David Rothenberg: „The environmental movement will be strongest if it can be shown that its concise set of principles can be derived from a variety of world-views and backgrounds. The more philosophical, religious, and scientific evidence can be found to support the normative values of environmentalism, the more important and universal the movement will be"21
Zum Teil ganz ähnliche Gedankengänge, wenn auch nicht im Zusammenhang mit der Krise, dafür aus direkt religiöser Motivation, hat Martin Buber in seiner Philosophie der Mitmenschlichkeit entwickelt.22 Das Mitmenschliche erschließt sich nur dann, wenn das Gegenüber zum Du wird, nicht wenn es ein Er, eine Sie oder gar ein Es bleibt. „Im Ich-Du-Verhältnis begegnet das Du als wirkliches, nicht bloß als vermeintes, gedachtes, phantasiertes, gewähntes, sondern als das, was selbst in Wirklichkeit ist. Sofern der andere in der Beziehung als Du steht, ist er dieser wirkliche Andere."23 Aber das Verhältnis muß ein gegenseitiges sein. „Die Ich-Du-Beziehung ist ihrem ... Wesen nach dialogisches Verhältnis: sie entfaltet sich wesenhaft im Gespräch als der Weise personaler Begegnung in Gegenseitigkeit, in der Zwiesprache. ... Buber ... meint ... nicht nur, was im Gespräch als Wort und darin verwahrter Gehalt zwischen Menschen hin und her geht, sondern die ganze umfassende Wirklichkeit des mitmenschlichen Bezuges; davon ist das Gespräch, der echte Dialog, nur ein freilich wesentliches Element, aber ebenso das Schweigen."24 Was aber hier noch besonders interessiert: Das Dialogische der mitmenschlichen Ich-Du-Beziehung ist letztlich eingebettet in ein umfassenderes Ich-Du-Verhältnis zur Wirklichkeit insgesamt. Einerseits ist darin auch ein Beziehung zur Natur eingeschlossen, andererseits kommt in ihm die Beziehung zu Gott zum Ausdruck: „Sie [die Ich-Du-Beziehung] hat eine Gestalt auch im Verhältnis des Menschen zur Natur: in den Wesen der Natur, in einem Stein, einer Pflanze, einem Tier, kann mir unmittelbar ein Du begegnen - nämlich dort, wo ich mit solchem Wesen nicht nur nach Nützlichkeitsgesichtspunkten, technisch-hantierend umgehe, sondern mich dem Anspruch seiner Wirklichkeit in echter Zuwendung aussetze. Entscheidend ... aber ist, daß in jeder dieser Sphären der duhaften Wirklichkeit ineins mit ihr noch ein anderes Du gegenwärtig wird: das ewige, unendliche, das absolute Du - das Du Gottes."25
Eine Entwicklung von äußeren Beziehungen und eine innere personale Entwicklung bedingen sich gegenseitig. Ein Beispiel eines weitherum anerkannten Ansatzes für die letztere ist das tiefenpsychologische Konzept der Individuation von C.G. Jung.26 Bei diesem geht es darum, unser Bewußtsein mit dem (evolutionär älteren) Unbewußten zu verbinden und auch die Bedeutung der damit verbundenen archetypischen Symbolik anzuerkennen. Welches sind die Auswirkungen? Das folgende von Verena Kast berichtete Beispiel hat als Einzelfall zwar nur anekdotische Bedeutung, ist aber im Zusammenhang mit dem Thema dieses Beitrags recht bemerkenswert: „Auf meine Frage, ob sich durch Therapie die Tugenden gewandelt hätten, antwortete ein 42jähriger Mann, der drei Jahre in Therapie gewesen war: Vor der Therapie ... sei er sehr tapfer gewesen ... auch sehr sinnen- und leibfeindlich ... habe ein asketisches Ideal gehabt, auch zwanghaft sei er gewesen, es mußte alles seine Ordnung haben. ‚Ich war sehr kontrolliert, Selbstbeherrschung war eine Tugend, ich hatte einen Sinn für Gerechtigkeit. ‚Das ist nicht fair', war mein geflügeltes Wort. Jetzt ... am Ende einer Analyse, jetzt stehe ich zu meiner Angst, ich muß mich auch nicht mehr um jeden Preis beherrschen, ich bin viel weniger eindeutig als früher, habe viel mehr Zweifel, gehe aber so liebevoller mit mir und anderen Menschen um. ... Statt Regeln zu folgen, versuche ich das zu tun, was für mich in der jeweiligen Situation wirklich stimmt. Ich bin nicht mehr asketisch, dafür bin ich auch viel gewöhnlicher geworden. Die Liebe zur Gerechtigkeit habe ich behalten, ich fühle mich jetzt viel verantwortlicher, auch dafür, daß ich nicht ständig Seiten von mir abspalte. Aber ich tue es natürlich doch.'"27 Erinnert uns dieser Bericht nicht an männliche (vor der Therapie) und weibliche Tugenden (nach der Therapie), so wie wir sie bei der Diskussion der Arbeit von Gilligan in Abschnitt 3.1 kennengelernt haben?

Anmerkungen

1
Gebser 1949, Bd.1, 8.
2
Huber 1990, 110.
3
Diese Aussage kann sich auf die früher geäußerte Vermutung beziehen, daß es eine spezifisch weibliche Weise der Welterfahrung gibt, aber auch auf die soziale Situation: Mindestens dort, wo schon jetzt eine doppelte Vergesellschaftung der Frau, eine Orientierung auf sowohl Privatsphäre wie auch Arbeitswelt vorliegt, kann sie einen Erfahrungsvorsprung vor solchen Männern haben, die hauptsächlich auf ihren Beruf hin orientiert sind (vgl. Regina Becker-Schmidt 1989).
4
Dazu Lorraine Anderson: „... there is a feminine way of being in relationship to nature. This way is caring rather than controlling; it seeks harmony rather than mastery; it is characterized by humility rather than arrogance, by appreciation rather than acquisitiveness. It's available to both men and women, but it hasn't been exercised much in the history of Western civilization" (Anderson 1991, xvii).
5
Margarete Mitscherlich 1987, 106.
6
Riane Eisler erklärt diese Wortschöpfung folgendermaßen: Die Silbe „gy" leitet sich vom griechischen Wort „gyne" (Frau) ab, die Silbe „an" vom Wort „andros" (Mann). Der dazwischen stehende Buchstabe „l" soll an das Verb „lyein" oder „lyo" erinnern, das „auflösen" (wie in „Analyse"), aber auch freisetzen (wie in „Katalyse") bedeutet, und damit auf die Notwendigkeit der „resolution of our problems through the freeing of both halves of humanity from the stultifying and distorting rigidity of roles imposed by the domination hierarchies inherent in androcratic systems" hinweisen (Eisler 1988, 105).
7
Vgl. Klinger 1993, Nancy Jay 1981.
8
Im Gegensatz dazu würden sich im Falle eines konträren Gegensatzes A und B gegenüberstehen, und zwar so, daß auch C, D, E usw. nicht ausgeschlossen sind (Klinger 1993, 20).
9
In für das Weibliche positiver Interpretation heißt dies aber, daß das Männliche hochgradig beschränkt ist, das Weibliche hingegen umfassend (Cornelia Klinger in einem im Herbst 1991 an der Universität Zürich gehaltenen Vortrag, aus dem mit gewissen inhaltlichen Verschiebungen die zitierte Arbeit - Klinger 1993 - entstanden ist).
10
Dagmar Reichert 1993, 209-210
11
Vgl. Gebser 1949.
12
Die Tatsache, daß es sich dabei um zwei Männer handelt, soll uns nicht irritieren, denn es handelt sich zweifellos um solche Männer, die ihre weiblichen Anteile schon entwickelt haben und sich davon leiten lassen.
13
Vgl. Arne Naess 1993. Mit dem von ihm geprägten Ausdruck „deep ecology" ist eine ganzheitliche Haltung der Natur gegenüber gemeint, die immer alle Erkenntnisweisen, über die der Mensch verfügt, einschließt, d.h. sich nicht auf den Verstand beschränkt. Elemente dieser Haltung sind im vorliegenden Text beschrieben. Im Gegensatz dazu wäre dann unter einer „Oberflächenökologie" („shallow ecology") ein rein szientifischer Zugang zur Natur zu verstehen.
14
Naess verwendet den Ausdruck „Self-realisation" mit einem großen „S", um damit anzudeuten, daß es ein „großes" Selbst ist, das hier verwirklicht wird. Er möchte sich damit abgrenzen gegenüber dem, was üblicherweise unter Selbstverwirklichung verstanden wird, nämlich eine bloße Ego-Entwicklung (Naess 1989, 84-85).
15
Naess 1993, 32. In diesen Zusammenhang gehört auch die Unterscheidung zwischen „primären" und „sekundären" Eigenschaften von Dingen, die auf Galilei und Descartes zurückgeht. Danach sind primäre Eigenschaften geometrisch-mechanische Attribute wie Größe, Masse und Geschwindigkeit, Attribute, die den fraglichen Objekten als wirkliche, als „objektive" zugeschrieben werden. Im Gegensatz dazu beziehen sich sekundäre Eigenschaften auf z.B. Farbeindrücke, Wärme- und Geschmacksempfindungen, die als subjektiv, als nur im Bewußtsein befindlich, beurteilt werden. Damit aber ist eine Trennung von Mensch und Natur entstanden, die es nun zu überwinden gilt (vgl. Naess 1993, 52).
16
Zitiert nach David Rothenberg 1993, 8.
17
Naess 1993, 43.
18
„Science and religion." Workshop in der 5. Cortona-Woche, organisiert von P.-L. Luisi, ETH Zürich, 17. April 1991.
19
Naess 1993, 165.
20
Naess 1993, 36f.
21
Rothenberg 1993, 4.
22
Nach Huber 1975.
23
Huber 1975, 130.
24
Huber 1975, 131.
25
Huber 1975, 132. Da wäre nur eines beizufügen: Im Lichte des in diesem Beitrag Gesagten kann das Göttliche nicht gut in einer nur-männlichen Gestalt repräsentiert sein.
26
Für eine Zusammenfassung der Jungschen Psychologie siehe z.B. Jolande Jacobi 1971. Es sei aber nicht verschwiegen, daß die feministische Kritik auch in dieser Psychologie patriarchal getönte Vorurteile zu erkennen glaubt (vgl. Gerda Weiler 1985).
27
Verena Kast 1989, 277.