Die Tsembaga sind eine rund 200 Personen umfassende Territorialgruppe, die dem Maring-Sprachkreis im Innern Neuguineas angehört. Sie sind auf fünf patrilineare Clans verteilt, welche sich auf zwei weiteren hierarchischen Ebenen unterhalb der Ebene der Gesamt-Lokalgruppe zu grösseren Einheiten zusammenfinden. Die interne politische Struktur wird von Roy A. Rappaport, der die Tsembaga untersucht hat, als äusserst egalitär bezeichnet. Es gibt keine Häuptlingspositionen und auch keine sog. "grossen Männer", die regelmässig Clangenossen um sich scharen
könnten.109In anderen Fällen gibt es aber nach Sahlins (1968, 53) bei den territorialen Clans Neuguineas big men, die als Repräsentanten von Subclans oder Clans fungieren.
Über die lokale Gruppe hinaus reicht die Verwandtschaftsstruktur i.a. nicht bzw. interessiert nicht, wohingegen es schon zu wechselnden Allianzbeziehungen zwischen lokalen Gruppen kommen
kann.110Vgl. Roy A. Rappaport 1973, 223-225.
So sind die Tsembaga zwar eine für die Verhältnisse von Neuguinea typische Erscheinung, sonst aber im globalen Vergleich eine nicht sehr typische Stammesgesellschaft, jedenfalls umfangmässig bedeutend kleiner und organisatorisch einfacher als etwa die von Sigrist beschriebenen afrikanischen segmentären
Gesellschaften.111Siehe Sigrist 1979.
Sahlins redet in diesem Fall von "territorialen
Clans".112Vgl. Sahlins 1968, 52 f.
Die Tsembaga betreiben Gartenbau mit Buschbrache, also eine Art von Brandrodungs-Wanderfeldbau mit verschiedenen Wurzelpflanzen, Gemüsen, Zuckerrohr und Baumfrüchten. Sie halten auch Schweineherden mit wechselnder
Populationsgrösse.113Siehe Rappaport 1973, 227 ff.
Rappaport wendet sich gegen eine in der Ethnologie vorherrschende Auffassung, vertreten z.B. durch George C.
Homans,114Siehe George C. Homans 1941.
wonach rituelle Handlungen nur eine auf die innere Verfassung einer Gesellschaft gerichtete, disziplinierende und vertrauenbildende Funktion hätten und keine Wirkung in der Ausswelt erzielten. Er möchte am Beispiel der Tsembaga zeigen, dass ein ritueller Zyklus sehr wohl in der Lage ist, die Beziehungen der Gruppe zur biophysischen Umwelt wie auch zu benachbarten ähnlichen Territorialgruppen zu regulieren. Die Beschreibung dieses Zyklus kann, da er sich immer wiederholt, an irgendeinem Punkt beginnen. Rappaport findet, dass dessen Durchführung am deutlichsten werde, wenn die Schilderung bei den Ritualen, die während eines Krieges beobachtet werden, beginne.