www.humanecology.ch · Skripten 1998/99 · Weltbilder

1.5.3 Relational-evolutionäres Weltbild

Das neue Weltbild, das wir relational-evolutionär nennen, und von dem wir annehmen, dass es im Kommen ist, können wir mit einem Wandel zu einem Bewusstsein mit integralen oder transpersonalen Zügen (vgl. 6 in "Bewusstsein") in Verbindung bringen. Dazu gehört dann auch die Vorstellung einer ökologischen Gesellschaft. Zweifellos hat dies einen gewissen spekulativen Charakter, es ist zum Teil Forderung, zum Teil Hoffnung. Es stellt sich hier wieder die Frage, was an der Kulturgeschichte folgerichtig ist, also gewissermassen autonom passiert, und was von unserem Zutun abhängig ist. Wenn die Vermutung stimmt, dass wir heute vor dem Scherbenhaufen einer Fehlentwicklung stehen, kommt ohne Zweifel dem letzteren eine entscheidende Bedeutung zu. Eine ökologische Gesellschaft würde sich dadurch auszeichnen, dass das Relationale oder Koevolutionäre des zugehörigen Weltbildes sich eben auch in ihr real auswirkt. Es sollte zu einem Ausgleich zwischen dem Individuellen und dem Gemeinschaftlichen kommen, zu einem Gegengewicht zum heute übermächtigen - wirtschaftlich bedingten - Zwang zur Globalisierung, damit ein Weiterbestehen von sowohl biologischer wie auch kultureller Vielfalt gewährleistet ist. Dies scheint nur realisierbar auf der Grundlage einer starken Dezentralisierung politischer und einer ausgeprägten Regionalisierung ökonomischer Strukturen, was zu einer Lebensweise führen würde, bei der die direkte Begegnung zwischen Menschen und zwischen Mensch und Natur die jetzt herrschende Anonymität und Entfremdung wieder, wenigstens teilweise, überwinden könnte.40

Anmerkungen

40
Vgl. dazu z.B. Murray Bookchin 1988, und Arne Naess 1993, besonders 41 ff., und Steiner 1995.