Der Begriff der Transpersonalität stammt aus der Psychologie. Die "transpersonale Psychologie" ist eine Weiterentwicklung der sog. "humanistischen Psychologie", zu deren Begründern Abraham A. Maslow
gehört.172Siehe Abraham A. Maslow 1985.
Diese etablierte sich in den 60er Jahren als "dritte Kraft" in Reaktion auf die Einseitigkeiten der bisher dominierenden behavioristischen und psychoanalytischen Ansätze. Es sollte sich unter Ausnützung des menschlichen Potentials für inneres Wachstum und Reifung um eine Psychologie der Gesundheit handeln und nicht um eine Beschäftigung mit Pathologien. "Es ist, als hätte Freud uns die kranke Hälfte der Psychologie geliefert, die wir jetzt mit der gesunden Hälfte ergänzen müssen," schrieb
Maslow.173Maslow 1985: 23.
Schon im Vorwort zur zweiten Auflage seines Buches wies er aber auch auf die Notwendigkeit einer "vierten Psychologie" hin:
Dies deutet darauf hin, dass in der westlichen Psychologie üblicherweise das Ich-Bewusstsein, das sich auf der Ebene des diskursiven Bewusstseins entwickelt, als die höchstmögliche Bewusstseinsstufe angesehen wird. Auch die humanistische Psychologie hat sich davon im wesentlichen noch nicht abgekoppelt. "Wenn wir also etwas über höhere Bewusstseinsstufen wissen wollen, müssen wir uns anderswo umsehen: bei den grossen Mystikern und Erleuchteten in Ost und West, in Hinduismus und Buddhismus, Christentum und
Islam."175Wilber 1985: 120.
Die transpersonale Psychologie geht in dieser Richtung; sie stellt einen Versuch dar, durch ein Transzendieren des sprachlichen Ich-Bewusstseins eine Integration aller Bewusstseinsebenen zu einem neuen Ganzen zu bewirken. Dabei "wurde der Begriff transpersonal gewählt, um die Erfahrung von Menschen zu beschreiben, die von einem weit über die Sphäre der Individualität und Personalität hinausgehenden Identitätsgefühl
berichteten."176Roger N. Walsh und Frances Vaughan 1985: 14.
Im folgenden betrachten wir einige Perspektiven auf eine derartige Bewusstseinserweiterung oder -intensivierung.