Druckversion  ·  Kontakt

Bewusstsein

Bewusstsein

1. Begriffliches
1.1 Bewusstsein
Bewusstsein ist ein Begriff, der nicht leicht zu definieren ist. Das Rätselhafte, das mit ihm verbunden ist, kommt etwa in der folgenden Beschreibung von Alexander Gosztonyi zum Ausdruck:
Das Bewusstsein ist ein Zustand. In diesem Zustand realisiert der Mensch alles ihm Zugängliche auf eine eigentümliche Weise. Bewusstsein haben heisst, im Besitz der Fähigkeit zu dieser Realisierung zu sein. Bei Bewusstsein sein bedeutet die Bereitschaft, die seelisch-geistige Energie auf etwas hin zu versammeln, zu konzentrieren, um es zu realisieren. Der Mensch realisiert im Bewusstsein in dem Sinne, dass er etwas aufnimmt, zur Kenntnis nimmt, sich klar macht. Es wird ihm dadurch bewusst, und indem es ihm bewusst wird, wird es für ihn wirklich. Es gibt für den Menschen nur das, dessen er sich bewusst werden kann.1
Alexander Gosztonyi 1972: 175.
Eine wesentliche Komponente des Menschseins ist das Selbstbewusstsein, und hier wird die Unsicherheit noch grösser. Dazu Carl Friedrich von Weizsäcker:
Was ist Bewusstsein? Das soll wohl die Weise bezeichnen, wie ich mich selbst kenne? Aber kenne ich mich denn? Kenne ich meine unbewussten Motive? Ist nicht Bewusstsein selbst ein unbewusster Akt? Ist nicht das Bewusstsein wie eine Blume, die aus dem Boden wächst, den sie braucht, aber nicht kennt, und den sie nicht zu kennen braucht?2
Carl Friedrich von Weizsäcker 1989: 17.
Für das weitere Verständnis mag ein kleiner etymologischer Ausflug nützlich sein. Bewusstsein in einem engeren Wortsinn meint, wie dies im lateinischen conscientia zum Ausdruck kommt, eine Art Begleitwissen, ein Wissen um das eigene seelische Sein und seine augenblicklichen Befindlichkeiten. Der Mensch kann sein Lebenstätigkeiten (im Gegensatz etwa zu einer Pflanze) durch ein sie begleitendes Wissen erleben.3
Walter Brugger 1985: 46.
Dabei bezieht sich conscientia nicht nur auf Wahrnehmungen und Denkprozesse, sondern auch auf Handlungen, womit es unter Bewusstsein auch das Gewissen versteht. Später halten die romanischen Sprachen an dieser Einheit fest (coscienza im Italienischen, conscience im Französischen, wobei hier allerdings für Bewusstsein auch connaissance gebraucht wird), während in den germanischen Sprachen die beiden Sachverhalte ziemlich weit auseinandergerückt werden (consciousness und conscience im Englischen).4
Nach Peter R. Hofstätter 1957: 77.
Das deutsche Präfix be- drückt meist eine Einwirkung auf einen Gegenstand aus, und zwar ist diese Einwirkung umfassend, der ursprünglichen ortsbezogenen Bedeutung von "um ... herum" entsprechend.5
Nach Wolfgang Pfeifer 1997: 107.
Im Frühneuhochdeutschen gab es ein inzwischen verschwundenes Verb bewissen (= "genau kennen", "wissen", reflexiv "sich auskennen", "zurechtfinden"), im Mittelniederdeutschen ein Verb beweten (= "etwas ins Auge fassen", "auf etwas bedacht sein", "um etwas wissen").6
Nach Pfeifer 1997: 130.
Inhaltlich gesehen heisst dies somit: "Jede Bewusstseinstätigkeit ist stets auf etwas gerichtet. Wird es bewusst, so wird es zum Inhalt des Bewusstseins."7
Gosztonyi 1972: 177.
Bezüglich der Art des Inhaltes können wir Unterscheidungen treffen, etwa so, wie dies Walter Brugger tut:
Vollkommen reflexes Bewusstsein richtet sich auf die seelischen Vorgänge und Zustände (Akt-Bewusstsein), auf die Objekt-Gerichtetheit der Akte (Objekt-Bewusstsein), aber auch auf das eigene Ich als den Träger der Erlebnisse (Subjekt-Bewusstsein, Ich-Bewusstsein, Selbst-Bewusstsein). Das reflexe, das ist ausdrücklich gemachte Bewusstsein macht es uns möglich, zwischen Ich, Akt und Objekt zu unterscheiden ... Im unvollkommenen Bewusstsein des Alltagserlebens richtet sich die Achtsamkeit direkt und zumeist auf die Objekte, jedoch so, dass dabei das eigene, objekt-erlebende Selbst als solches von der Achtsamkeit gleichsam gestreift und mitbeachtet wird.8
Brugger 1985: 46.
Schliesslich sei noch auf den Unterschied zwischen den beiden Negationen bewusstlos und unbewusst hingewiesen. Der erste Begriff bezieht sich auf die Absenz eines Bewusstseinszustandes mit der Konsequenz, dass wir körperlich nicht fähig sind, Wahrnehmungen zu machen oder Vorstellungen und Gedanken zu haben. Der zweite Begriff dagegen verweist auf seelische Geschehnisse innerhalb unseres Organismus, die unterhalb unserer Bewusstseinsschwelle ablaufen.
1.2 Seele und Geist
2. Die drei Bewusstseinsebenen
2.1 Natur und Geist: Partner oder Widersacher?16
Mit einigen Änderungen aus Dieter Steiner 1997: 46-49, übernommen.
2.2 Kopf, Hand und Herz44
Mit einigen Änderungen aus Steiner 1997: 49-51 übernommen.
2.3 Mehr zum praktischen Bewusstsein63
Mit einigen Änderungen aus Steiner 1997: 51-54 übernommen.
2.4 Implizites und explizites Wissen
3. Welt, Mitwelt, Umwelt: Die drei Bewusstseinsebenen und ihre Beziehungsfähigkeit86
Mit einigen Änderungen aus Steiner 1997: 54-67 übernommen.
3.1 Die Welt und Ich
3.2 Ich und Du, Du und Ich
3.3 Ich und die Welt, Ich und Es
4. Bewusstseinsentwicklung in der kulturellen Evolution (Jean Gebser)126
Mit einigen Änderungen übernommen aus Steiner 1997: 83-86, und Zusätzen aus Steiner 1994: 205-215.
4.1 Die archaische Stufe128
Vgl. Gebser 1949: 73 ff.
4.2 Die magische Stufe130
Vgl. Gebser 1949: 79 ff.
4.3 Die mythische Stufe133
Vgl. Gebser 1949: 100 ff.
4.4 Die mentale Stufe139
Vgl. Gebser 1949: 123 ff.
5. Zur ontogenetischen Bewusstseinsentwicklung
5.1 Der genetische Strukturalismus von Jean Piaget
5.2 Die Theorie der moralischen Entwicklung von Lawrence Kohlberg
6. Ist das Bewusstsein der Zukunft transpersonal?
6.1 Die Transzendenz des mentalen Ich-Bewusstseins: Einige Vorstellungen
6.1.1 Das "integrale Bewusstsein" bei Jean Gebser
6.1.2 Der "Punkt Omega" bei Pierre Teilhard de Chardin
6.1.3 Das "transpersonale Überbewusstsein" bei Ken Wilber
6.1.4 Das "globale Gehirn" der Cyberspace190
Der Begriff "Cyberspace" stammt aus der Science Fiction-Erzählung "Neuromancer" von William Gibson. Es ist der Raum, der innerhalb und zwischen den vernetzten Computern geschaffen wird, in dem Raum und Zeit kollabieren, "giving us the potential to connect with anyone anywhere and information everywhere, here and now" (Peter und Trudy Johnson-Lenz 1997: 43).
-Futuristen
6.1.5 Die "Selbstrealisierung" bei Arne Naess
6.2 "Leere" und "Fülle" in der buddhistischen Bewusstseinslehre205
Mit einigen Kürzungen übernommen aus Steiner 1997: 98-106.
7. Gibt es ein weibliches und ein männliches Bewusstsein?
7.1 Kommunikative versus instrumentelle Rationalität: Hans Kummer und Peter Ulrich
7.2 Natur versus Geist: Erich Neumann und Gerda Weiler
7.3 Fürsorge versus Gerechtigkeit: Lawrence Kohlberg und Carol Gilligan258
Mit geringen Änderungen übernommen aus Steiner 1994: 221-223.
Zitierte Literatur