Die höchste Form des Wissens, das Wissen über uns selbst, hat nach John C. Eccles seinen Sitz nur in der linken
Grosshirnhälfte.93John C. Eccles 1973.
Mit der rechten, so meint er, können wir nur "wie ein höchst intelligenter Primat" denken. Er nimmt dabei Bezug auf die Tatsache, dass das Grosshirn in zwei Hemisphären geteilt ist, die offensichtlich unterschiedliche Funktionen
aufweisen.94Vgl. dazu Robert E. Ornstein 1981 und Sally P. Springer und Georg Deutsch 1985.
Zwar sind in beiden Hälften auch allgemeine Funktionen lokalisiert: Die rechte Hälfte kontrolliert sensorisch und motorisch die linke Körperseite und umgekehrt. Daneben aber weisen sie ausgesprochene Spezialisierungen auf (vgl. dazu Abbildung 14). In der linken Hälfte ist der Sitz der Denkweisen, die analytisch, differenzierend, logisch, linear, digital und kausal genannt werden können und den sprachlichen aber auch den mathematischen Ausdruck ermöglichen. Die hier ausgeführten Operationen verlaufen sequentiell. Demgegenüber verfügt die rechte Hälfte über Denkformen, die synthetischen, integrativen, relationalen, analogen und akausalen Charakter haben; sie kommen etwa bei der räumlichen Orientierung, der künstlerisch-kreativen Betätigung und der Mustererkennung (z.B. Erkennen von Gesichtern) zum Zuge. Die Informationsverarbeitung geschieht hier irgendwie parallel oder simultan. Gewisse hemisphärische Spezialisierungen treten auch bei Tieren (Menschenaffen, Ratten, Singvögel)
auf.95Siehe Springer und Deutsch 1985: 205 ff.
Die Art, wie wir sie eben beschrieben haben, scheint aber beim Menschen einzigartig zu sein.