Stufe 3 mit der neuen Möglichkeit der Tradierung von Information stellt eine grundlegende Voraussetzung für die Entstehung von Kultur dar. Ansätze dazu sind zweifellos schon im Tierreich vorhanden, und so spricht denn auch John Tyler Bonner von einer "Kultur-Evolution bei
Tieren".8Siehe John Tyler Bonner 1983.
Die Menschwerdung kommt aber erst durch die Entwicklung von Stufe 4 und ihr Wechselspiel mit der evolutionär älteren Stufe 3 zustande. Dieser Vorgang kann als "Revolution" im oben genannten Sinne verstanden werden, der die kulturelle Evolution einleitet. Entsprechend reden denn auch Charles F. Hockett und Robert Ascher wie auch Ashley Montagu von einer "human
revolution".9Siehe Charles F. Hockett und Robert Ascher 1964 und Ashley Montagu 1965.
Der letztere sagt: "By 'The Human Revolution' I mean the combination of innovations which brought about the changes which transformed an ape into a
man."10Ashley Montagu 1965, im Vorwort.
Diese Humanrevolution ist wiederum eine Voraussetzung für nachfolgende Emergenzen, d.h. neue Gesellschafts- und Kulturformen innerhalb der kulturellen Evolution, die wir in späteren Texten genauer betrachten werden. Dabei ist immer daran zu denken, dass der Mensch sich damit nicht gänzlich von den Einschränkungen der biologischen Evolution befreit hat: Die neuere kulturelle Realität als Ganzes steht immer auch im Wechselspiel mit der älteren biologischen Realität. Dies kann wichtig sein, weil anzunehmen ist, dass das im wesentlichen heute noch vorhandene genetische Erbgut des Menschen eine Anpassung an Hundertausende von Jahren von einem Leben als Jäger und Sammlerinnen in einer Savannenumwelt ist (s.u.). Andererseits darf die Existenz eines solchen Erbes nicht dazu verleiten, alles, was uns unzivilisiert erscheint, wie z.B. Aggressivität, einfach der biologischen Natur des Menschen anzulasten (vgl. dazu 1.3.2). Es kann sich auch um eine kulturelle "Erfindung" handeln.