Druckversion  ·  Kontakt

Biologische Evolution

Biologische Evolution

1. Von der Präformations- zur modernen Evolutionstheorie
1.1 Zum Begriff der Evolution
Heute versteht man unter "Evolution" normalerweise "die stammesgeschichtliche Entwicklung (Phylogenie) der Lebewesen von einfachen, urtümlichen zu hochentwickelten Formen."1
Redaktion Naturwissenschaft und Medizin des Bibliographischen Instituts 1983: Bd.1, 203.
In ausführlicherer Beschreibung bedeutet dies:
Alle heute lebenden Organisationsformen haben sich in den durch lange geschichtliche Zeiten aufeinanderfolgenden Generationen in schrittweiser allmählicher Umbildung aus andersgearteten Organismen gebildet. Hierbei müssen für die empirisch festgestellten, engeren und weiteren Verwandtschaftkreise der heute lebenden Organismen jeweils gemeinsame - bei enger Verwandtschaft in jüngerer, bei weitläufiger Verwandtschaft in weiter zurückliegender Erdvergangenheit anzunehmende - Ausgangs- oder Ahnenform als Abstammungswurzel gefordert werden. Daher ist schliesslich für alle Lebensträger oder Organismen auf unserer Erde eine gemeinsame Ursprungsform in freilich sehr weit zurückliegender Erdvergangenheit anzunehmen.2
K. Günther 1967, zitiert in Rolf Siewing 1982: 98.
Es handelt sich also um einen im weitesten Sinne historischen Vorgang, der nicht direkt beobachtet werden kann und dessen Verlauf auch nicht experimentell analysierbar ist. Alles was über die Evolution ausgesagt wird, ist somit hypothetische Rekonstruktion.3
Vgl. Siewing 1982: 95.
Der Begriff hatte durchaus nicht von Anfang an die Bedeutung der Entwicklung der Arten. Die grossen Evolutionisten des 19. Jh., Darwin, Lamarck und Haeckel, verwendeten dieses Wort auch gar nicht. Sie sprachen von "descent with modification" (Darwin), "transformisme" (Lamarck) und "Transmutation" ( Haeckel). Der Grund: Zu jener Zeit bezog sich der Begriff auf den Vorgang der Embryonalentwicklung von Individuen; der Schweizer Naturforscher Albrecht von Haller hatte ihn 1744 geprägt,4
Vgl. Siewing 1982: 95.
und zwar im Sinne der sog. Präformationstheorie (siehe 1.2). Diese Theorie wurde aber zunehmend abgelehnt und so wurde der Weg frei, dem Begriff eine neue wissenschaftliche Bedeutung zu verleihen. Die Anwendung auf die Theorie von Darwin deckte sich dabei mit einem schon älteren Gebrauch des Wortes in der englischen Alltagssprache für Prozesse, die sich progressiv von Einfacherem zu Komplexerem entfalten.5
Vgl. Stephen Jay Gould 1992: 34-35.
Normalerweise ist es auch so, dass sich der Begriff ohne eine weitere Präzisierung auf den Vorgang der biologischen, und nur der biologischen Evolution bezieht. Mit entsprechenden Adjektiven gekennzeichnet, wird aber heute das Wort auch für die Entwicklungsvorgänge vor der Entstehung des Lebens einerseits und nach der Entstehung des Menschen andererseits verwendet. Es wird dann von "kosmischer Evolution" und von "chemischer Evolution" bzw. von "kultureller Evolution" geredet.6
Siehe z.B. die Beiträge "Evolution des Kosmos" von Hanns Ruder, "Chemische Evolution" von Gerhard Hesse und "Evolution der Kulturen" von Gisela Freund in Siewing 1982: 1 ff., 49 ff. und 413 ff.
1.2 Die Zeit vor Darwin
1.3 Darwin und seine Evolutionstheorie
1.4 Kontroversen nach Darwin
1.5 Die moderne Evolutionstheorie
2. Fragezeichen und Gegenstimmen
2.1 Nur Zufall und Notwendigkeit?
2.2 Gradualismus versus Punktualismus
2.3 Zwecklosigkeit versus Zweckhaftigkeit
2.4 Die Zwischenlösung als relationale Alternative
2.5 Beispiele von relationalen Ansätzen
2.5.1 Die Systemtheorie der Evolution von Rupert Riedl80
Siehe dazu die ausführliche Darstellung bei Rupert Riedl 1975 und die knappen Zusammenfassungen in Riedl 1985: 177 ff. und Wuketits 1981: 95 ff.
2.5.2 Die Autopoietische Systemtheorie von Humberto Maturana und Francisco Varela84
Wichtige Komponenten einer autopoietischen Systemtheorie finden sich in Francisco J. Varela 1979. Die beste Darstellung dieser Theorie im Zusammenhang mit Fragen der Evolution findet sich aber wohl in Humberto R. Maturana und Francisco J. Varela 1987. Für einen allgemeinen Überblick siehe auch Dieter Steiner 1989.
2.5.3 Die "Ökologie des Geistes" von Gregory Bateson (1904-1980)93
Siehe dazu Bateson 1972 und Bateson und Bateson 1987. Das letztere Buch, "Angels Fear", wurde nach dem Tod von Gregory Bateson von seiner Tochter Mary Catherine fertiggestellt.
2.5.4 Die Theorie der "morphischen Felder" von Rupert Sheldrake104
Siehe Rupert Sheldrake 1985 und 1990.
3. Zur Entstehung des Lebens
3.1 Verschiedene Ursprungshypothesen
3.2 Die Bausteine des Lebens und ihre Entstehung
3.2.1 Was ist Leben?
3.2.2 Die materialistische Standardhypothese
3.2.3 Gibt es einen oder zwei Ursprünge des Lebens?
3.3 Genügt eine materialistische Erklärung?
4. Zum Verlauf der biologischen Evolution
4.1 Der Sauerstoffgehalt der Atmosphäre als Faktor der Evolution
4.2 Die Gaia-Hypothese
4.3 Explosionen und Auslöschungen
4.4 Das Muster der evolutionären Hierarchie182
Das ist ein leicht veränderter Teil aus einem Papier, das ich aus Anlass der Tagung "Humanökologie der Zukunft", Wislikofen, 6.-10.Juli 1998, schrieb (Steiner 1998).
Zitierte Literatur