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Einführung in die Humanökologie

Einführung

1. Begriffliches
1.1 Zur Ökologie
1.2 Zur Humanökologie
2. Die “alte” Humanökologie: Intradisziplinäre Ansätze
2.1 Biologie
2.2 Geographie
2.3 Ethnologie (Kulturanthropologie)
2.4 Soziologie
2.5 Psychologie
3. Zur ökologischen Krise
3.1 Gibt es überhaupt eine Krise?
Die Existenz einer ökologischen Krise, so haben wir gesehen, ist also für verschiedene Disziplinen ein Anlass, ihre bisherige Konzeption der Mensch-Umwelt-Beziehung neu zu überdenken bzw. eine solche Konzeption einzuführen, sofern diese Beziehung bisher kein Thema war. Aber gibt es überhaupt eine ökologische Krise? Nicht alle glauben, dass dem so ist. Julie S. Bach und Lynn Hall haben der hier existierenden kontroversen Diskussion ein Buch gewidmet, in dem die beiden Lager ausführlich zu Wort kommen.111
Julie S. Bach und Lynn Hall 1986.
Als Hauptzeugen treten Lynton Keith Caldwell ("There is an environmental crisis") und Ben J. Wattenberg ("There is not an environmental crisis") auf.112
Lynton Keith Caldwell 1986 und Ben J. Wattenberg 1986.
Die Pessimisten meinen, dass die Umweltsituation sich laufend verschlechtere, denn es bestehe ein sich verschärfendes Missverhältnis zwischen wachsender Bevölkerung und verfügbaren natürlichen Ressourcen. Die Optimisten dagegen sehen die Erde als unverwüstlich an; sie bietet uns grenzenlose Möglichkeiten an. Der Zustand der Umwelt wird nicht schlechter, sondern besser. John Dryzek hat in seiner "Rational Ecology" eine Liste der Argumente der beiden Positionen zusammengestellt (siehe Tab.3). Er redet dabei von den "Malthusianern" bzw. den "Cornucopianern" ("cornucopians", nach cornu copiae = Füllhorn).113
Vgl. John Dryzek 1987; 18 ff.
Tabelle 3: Hauptsächliche Argumente der Füllhörnler (Cornucopianer) gegen und der Malthusianer für die Existenz einer ökologischen Krise (nach Dryzek 1987, 16-17)
Füllhörnler
Malthusianer
(a)
Langfristig abnehmender Trend in den realen Preisen von bestimmten natürlichen Ressourcen wie z.B. Kupfer, Zinn, Kohle und Erdöl. Mit dem "realen Preis" ist der Preis relativ zu andern Gütern und Dienstleistungen gemeint. Die Ökonomie sagt uns, dass der Preis ein Mass der Knappheit ist; also werden die Ressourcen weniger knapp.
(b)
Weltweite Zunahme der Lebenserwartung: Julian Simon meint, dass die Lebenserwartung der beste Indikator für das Niveau der Umweltverschmutzung insgesamt sei. Infolgedessen nehme die letztere überall ab.114
Julian Simon 1981: 6.
(c)
Zunehmende landwirtschaftliche Erträge.
(d)
Zunehmende globale Verfügbarkeit von Nahrungsmitteln im Verhältnis zur Weltbevölkerung.
(e)
Trend zur Abnahme der Indikatoren für spezifische Verschmutzungsarten (z.B. der biologische Sauerstoffbedarf in englischen Flüssen, Schwebestoffe inder Luft über amerikanischen Städten).
(a)
Die Menge der nachgewiesenen natürlichen Ressourcen nimmt im Verhältnis zu ihrem Konsum ab.
(b)
Entwaldung im Verhältnis zur noch verbleibenden Waldfläche.
(c)
Rate des Verlustes an Oberboden im Verhältnis zur regenerativen Kapazität des Bodens.
(d)
Kontinuierliche Zunahme des Kohlendioxid- Anteils in der Atmosphäre (mit der Gefahr einer Klimaänderung infolge des Treibhauseffektes).
(e)
Trockenzeiten an vielen Orten in Afrika (allerdings muss die relative Bedeutung von natürlichen gegenüber menschlichen Einflüssen noch eruiert werden).
(f)
Die wachsende Menge von Düngern und Pestiziden, die zur Erhaltung der Erntemengen notwendig sind.
(g)
Die Rate des Aussterbens von Pflanzen- und Tierarten und der damit einhergehende Verlust an genetischer und Arten-Vielfalt.
(h)
Wachstumsraten der menschlichen Bevölkerung.
(i)
Bestimmte Umweltkatastrophen wie 1984 Bhopal in Indien (wo mindestens 2000 Menschen starben) und 1986 Tschernobyl in der UdSSR.
(j)
Wachsender Schaden an Wäldern und Seen als Folge des Sauren Regens.
Insofern die Frage der Existenz einer Krise eine Bewertungsfrage ist, kann auch die Wissenschaft gar keine Antwort liefern, jedenfalls dann, wenn wir vom herkömmlichen Verständnis von Wissenschaft als einem wertfreien Unternehmen ausgehen. Aber auch hinsichtlich rein empirischer Fragen kann die sie nicht unbedingt zu klaren Aussagen kommen, denn wir haben es mit komplexen Systemen mit grossenteils nicht vorhersagbarem Verhalten zu tun, so dass wir zwar verlässliche Messungen haben mögen, aber dann auch mit allem Modellieren bloss zu Vermutungen kommen können. Dryzek weist ferner auf die Möglichkeit von Fehlurteilen hin, die dadurch zustande kommen können, dass ein Problem als gelöst erscheint, wenn es in Wirklichkeit nur verschoben ist, räumlich, zeitlich oder zu einem anderen Medium. Dieser Umstand dürfte sich vor allem auf die optimistischen Annahmen auswirken, die damit unglaubwürdiger werden. Dryzek gibt ein Beispiel: Julian Simon hat auf Grund von Messdaten behauptet, die Luftverschmutzung in den USA, im speziellen diejenige durch Schwefeldioxid, nehme mit der Zeit ab.115
Simon und Herman Kahn 1984: 11.
Er hat dabei nicht beachtet, dass die Daten nur für städtische Gebiete gelten, in denen das Problem mit Hilfe von Hochkaminen "gelöst" worden ist, wobei der saure Regen dafür in ländlichen Gebieten zugenommen hat.
3.2 Zur politischen Debatte
3.3 Zur wissenschaftlichen Debatte
4. Wie weiter?
4.1 Die technologische Perspektive
4.2 Die humanökologische Perspektive
4.3 Nicht das eine oder das andere, sondern das eine im anderen
4.4 Weltbildtypen
5. Die “neue” Humanökologie: Eine übergeordnete Perspektive
5.1 Zur organisatorischen Entwicklung
5.2 Der transdisziplinäre Aspekt
5.3 Der transwissenschaftliche Aspekt
5.4 Der evolutionäre Aspekt
5.5 Der transpersonale Aspekt
Zitierte Literatur